meine Frage ist im Grunde, ob die Romantiker geglaubt haben, dass sich die Gesellschaft zumindest ein stückweit in Richtung ihres Ideal entwickeln kann ?

in Verbindung mit der romantischen Ironie habe ich das deshalb gebracht, weil hier ja das Bewusstsein besteht, irgendeine „Wahrheit“ nicht zu erreichen, sich ihr aber annähern zu können (s. „theoretische Konzepte der romantischen Ironie“)

damit, ob sich das nur auf die Theorie bezieht meine ich, ob mit diesem „Annähern“ nur die Annäherung an eine abstrakte Wahrheit/Erkenntnis gemeint ist (z.B. dadurch, dass jemand ein Werk kritisiert und weitere Denkanstöße liefert) ODER ob mit „Annähern“ auch gemeint ist, dass man sich auch dem (umfassenden) Lebensideal (das z.B. in Gedichten aufgezeigt wird, idyllische Natur usw.) annähern kann – oder waren die Romantiker da ganz „realistisch“ bzw. pessimistisch?
ich hab nämlich gelesen, dass die Romantiker nicht mehr so sehr wie die Klassiker an die Entwicklungsfähigkeit des Menschen glaubten – andererseits stand auch irgendwo etwas davon, dass die Romantiker die Wiederauferstehung der alten christlichen Religion „prophezeiten“…

Also im Allgemeinen dient die romantische Ironie ja als Reiz zum tieferen Nachdenken, dies soll sich ja speziell nur auf die Leser konzentrieren. Dies tut der Dichter, indem er in seiner Lyrik sich selbst aufstachelt, d.h. in seinem Selbstgespraech versucht der Dichter eine andere Denkposition anzunehmen, die alte zu verwerfen oder bei dieser voranzuschreiten. All dies macht er, um immer naeher an die Wahrheit zu gelangen; die Ironie liegt also darin, dass die Wahrheit ja einfach unerreichbar ist, also dass sie nie zu finden ist! Daher der Satz;

Wenn es die Ironie ist, die den Widerstreit zwischen Bedingten und Unbedingten, Realen und Idealen, Endliche und Unendlichkeit ins Bewusstsein hebt, so exponiert sie die Grenze der Schwelle zu beiden und somit den Ort, der fuer die Romantiker der beudetungsvollste ist.

Aber es werden immer Bezuege zu Empfindungen vor Freidrichs Seelenlandschaft herrgestellt. Kann mir da jemand mal konkret sagen, wo dort die genannten Aspekte zu finden sind?

Bidde...waere voll nett

Achja...nochma zu deiner Frage von da oben=)... Also die Romantiker wussten, dass sie niemals ihre Sehnsucht nach dem Ideal (so wie das Mittelalter) erreichen werden. Die Sehnsucht wurde nie erfuellt, und davon sind sie auch immer ausgegangen.
Immer wieder wird in den Gedichten von "Schimmer-" bla bla gesprochen...das bedeutet zwar, dass sie irgendwo Hoffnung sahen, dass dieses Idel erfuellt werden kann, allerdings wussten sie im Endeffekt, dass sie dieses nie erreichen. Sonst waeren romantische Gedichte nicht romantisch, denn die Gedichte sind alle von Sehnsuchtsgefuehlen ueberflossen, sodass ein romantisches Gedicht mit der Erfuellbarkeit des Idealen nicht mehr romantisch waere...
hmm..versteht man das Oo? Hoffe doch=)

hey =)

@ shannen89: danke erstmal für deine antwort! du schreibst ja, dass die romantiker sich bewusst waren, dass das ideal unerreichbar bleibt – meine frage wäre jetzt, ob sie glauben, dass es auch in der realen welt aber möglich ist, sich ihm „anzunähern“ (so wie man sich der „wahrheit“ bzw. erkenntnissen annähern kann)?
wegen dem letzten punkt habe ich mich auch auf friedrichs seelenlandschaft bezogen: wir haben im unterricht besprochen, dass kleist immer auf wahrheitssuche war, aber wusste, dass man die wahrheit nie erreichen kann (naja und das haben wir dann eben auf die Theorie der romantischen ironie bezogen – das gleiche gilt für brentano und arnim, die sich ja gewünscht haben, dass im bild sehnsucht erweckt wird, die aber nie ganz erfüllt werden kann) – ich hoffe, das hilft ein bisschen (gebe allerdings keine garantie auf richtigkeit, vllt. ist dieser bezug auch völlig unwichtig !

hab nochmal eine andere frage: sind im marmorbild irgendwelche hinweise auf romantische ironie vorhanden? wunder mich gerade ein bisschen, weil am ende ja eigentlich einchendorffs idealbild erreicht wird (christentum, wahre liebe usw.)!

Romantische Ironie im Marmorbild ist vielleicht die Tatsache, dass die "singenden" Nebencharaktere ihre Texte immer passend zur Handlung verfassen, obwohl sie es eigentlich nicht genau wissen können. Beispiel hierfür wäre der alte Mann, der am Ende singend aus der Hütte kommt.

Ich erkläre mir die romantische Ironie wie folgt: Die Romantiker streben ein Ideal an, etwas Höheres, suchen nach der Antwort, sie suchen nach dem Sinn des Lebens. (Romantiker => Oftmals Gläubige/Nihilisten)
Nun gibt es ja auch noch die progressive Universalpoesie, nach der eben das ganze Leben poetisiert werden soll. In dem Moment in dem der Autor sich von dem Werk durch den Inhalt des Werkes distaniziert, wird man sich als Leser der Unendlichkeit des Sinns, des Strebens vieleicht auch bewusst. So gegesehen würde ich die romantische Ironie eben als Teil, oder als Technik zur Umsetzung der progressiven Universalpoesie, also der poetisierung des Lebens bezeichnen.

Ich kann natürlich genuasogut vollkommen falsch liegen!