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Michael1234
Schüler | Bayern
13.12.2019 um 15:43 Uhr
Hallo,

ich habe eine Gedichtinterpretation zu oben genanntem Gedicht verfasst.

Könnte die sich jemand durchlesen und mir eine ungefähre Einschätzung abgeben, wie gut
das ganze ist? In welchem Notenbereich würde sich das ungefähr befinden?

Ich will das Abitur über die Externenprüfung ablegen, deshalb kann ich nicht zu einem Lehrer
gehen deswegen.

Interpretation:

In der Vergangenheit wie Gegenwart gibt es immer wieder die Unterdrückung von größeren Gruppen durch wenige Mächtige zu finden. Die Bevölkerung wird dabei oft ausgebeutet und hat kaum Rechte. So müssen sehr viele Leute in Armut leben, während wenige Menschen ein sehr schönes Leben auf Kosten der anderen führen können. Dies kann zu wachsender Unzufriedenheit in der Bevölkerung führen und auch zur gewaltsamen Revolution. In Deutschland hat es zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine solche deutschlandweite Unzufriedenheit gegeben. Man hat sich durch die veralteten Strukturen der Ständegesellschaft benachteiligt gefühlt. Außerdem wurden Menschen durch die aufkommende industrielle Revolution systematisch ausgebeutet. Georg Herwegh thematisiert in seinem Gedicht „Aufruf“ eine geplante Revolution. Dieses Gedicht ist im Jahr 1841 erschienen und lässt sich der literarischen Epoche „Junges Deutschland / Vormärz“ zuordnen.

In diesem Gedicht findet sich kein lyrisches Ich. Das gesamte Gedicht an sich wirkt wie eine Rede des Sprechers. Dabei wirkt der Sprecher wie ein Offizier, der zu seinen Soldaten spricht. Das lyrische Du tritt nur in Vers 34 als Fluss „Rhein“ auf.

Räumlich soll das Geschehen in ganz Deutschland stattfinden und zeitlich möglichst bald.

Die Überschrift legt dar, was das Gedicht sein soll: Ein Aufruf hin zur Revolution.

Das vorliegende Gedicht untergliedert sich in sieben Strophen zu je sechs Versen. Dabei entsteht eine Gesamtzahl von 42 Versen. Das Versmaß ist der vierhebige Trochäus. Als Reimschema gibt es die Kombination aus einem Paarreim, welchem ein Klammerreim folgt in jeder Strophe.

In regelmäßigen Abständen findet sich in diesem Gedicht ein Refrain wieder. Zwischen zwei Refrains liegen stets zwei Strophen Abstand. Hier wird die Wichtigkeit des Appells an die Bevölkerung betont, so dass sich die Leute für die Revolution bewaffnen sollen. Da die Leute von sonst keine Waffen herbekommen, sollen die Kreuze zweckentfremdet werden. Nach der Meinung des Autors wird Gott dies verzeihen, obwohl das Kreuz eher ein friedliches Zeichen sein sollte. Somit wird das revolutionäre Vorhaben auch religiös gerechtfertigt. Ein zweiter Appell im Refrain, welcher durch eine Repetitio verstärkt wird, drückt aus, dass die Bevölkerung sich von Worten hin zu Taten wenden soll (vgl. v. 4). Die mitschwingende Religiosität verleiht dem Inhalt eine höhere Brisanz, da die damalige Gesellschaft sehr von der Religion geprägt war.

Viele Exclamatio verleihen den vom Autor ausgesandten Appellen mehr Nachdruck. Der Hakenstil hebt die Spannungen der damaligen Situation hervor, welche sich letztlich in die (erfolglose) Revolution entladen haben. Für die Appelle werden viele Imperative verwendet. Dem Gedicht liegt eine heroisch anmutende Wortwahl zugrunde („Alle sollen Schwerter werden“, v. 2; „Unsre Zukunft klirrt in Erz“, v. 15). Pronomina, wie „eure“ (v. 7) oder „unsre“ (v. 14) erzeugen ein Gefühl der Gemeinschaft der damaligen Deutschen.

In Strophe eins sendet der Sprecher den Appell aus, die Kreuze als Waffen zweckzuentfremden. Deren Eisen soll als Rohstoff dienen, um Schwerter daraus zu machen (vgl. v. 5 ff.).

Der Sprecher konstatiert in Strophe zwei, dass die Bevölkerung nicht genug auf ihre Freiheit geachtet hat (vgl. v. 7 bis 9). Um diese nicht komplett zu verlieren (vgl. v. 10) und wiederherzustellen, ist eine „Höllenfahrt“ (v. 12) nötig.

Die „Tannen“ und „Eichen“ (v. 7) stehen symbolisch für Deutschland. Diese sind „euer“ (v. 7). Also gehört nach Meinung des Sprechers Deutschland den Bürgern und sonst keinem. Im Kontext mit dem Rest der Strophe drückt die rhetorische Frage am Anfang der Strophe (vgl. v. 7 ff.) aus, dass die Bürger nicht gut genug auf ihre Freiheit geachtet haben. Dabei passt das Verb „Auferstehen“ (v. 11) gut in den religiösen Kontext mit den „Kreuzen“ (v. 1) und der „Höllenfahrt“ (v. 12).

In Strophe drei thematisiert der Sprecher die herannahende Revolution (v. 13 bis 15) und die Armut der Bevölkerung (v. 10 bis 12).

Der in Vers 14 zu findende Parallelismus drückt aus, dass die kämpferische Zukunft naht. Außerdem findet man in der Strophe die Farben der deutschen Fahne. Des Weiteren gibt es in jedem einzelnen Vers dieser Strophe ein Pronomen, welches ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt. Der „Schwarze[r] Tod“ (v. 16) war ein Name für die Pest. Scheinbar wird die Revolution genauso viele Tote fordern. Die Metapher der „klirrenden Zukunft“ (vgl. v. 15) hebt den Kampf der Zukunft hervor. Dieser wird mit Nahkampfwaffen geführt, daher klirrt es.

Der erste Teil der vierten Strophe ist eine exakte Wiederholung des ersten Teils der ersten Strophe. Es geht also um die Aussendung des Appells an die Bevölkerung, die Kreuze als Waffen zweckzuentfremden. Nach Meinung von Herwegh ist Gott auf Seiten der Bevölkerung, da „er wohl den Segen“ (v. 24) spendet.

Eine Inversion in der vierten Strophe hebt das Wort „Hört“ (v. 22) hervor. Dieses ist der Auslöser für göttliche Unterstützung.

Der Inhalt der sechsten Strophe ist, dass Freiheit erkämpft werden muss. Erst nach diesem Kampf wird das Leben angenehm werden. So gibt es „kein golden Korn [auf] dem Feld“ (v. 27), bis die Freiheit erkämpft wurde.

Dieses Zitat ist freilich bildlich aufzufassen, da sich Getreide nicht für die Geschicke der Menschen interessiert. Somit wird das Leben erst dann angenehm, wenn der Kampf gewonnen ist.

In Strophe sechs wird die negative Stimmung der Bürger in den Städten zum Thema gemacht. Diese ist solange sehr schlecht, bis die Freiheit erreicht wurde.

Von Vers 34 bis Vers 36 verwendet Herwegh eine bildliche Sprache. Der Rhein selbst ist ein Fluss und daher nicht in der Lage, sich für die Geschicke der Menschen zu interessieren. Daher wird sein Fluss nicht verändert, wenn sich die politischen Verhältnisse in Deutschland ändern. In diesem Kontext der Strophe steht er symbolisch für das ganze Deutschland an sich. Wenn also im Gedicht der Rhein stark ist, dann geht es eigentlich Deutschland sehr gut. Außerdem wird der Rhein als lyrisches Du personifiziert. Der Sprecher redet zu dem Fluss, wie zu einem Freund. Dies drückt die hohe Affinität, welche der Sprecher zu seinem Land empfindet, aus.

Der erste Teil der siebten Strophe ist eine refrainartige Wiederholung des ersten Teils der ersten und vierten Strophe. Im zweiten Teil wird eine „Wir – gegen – sie“ - Einstellung vom Sprecher vertreten. „Tyrannen und Philister“ (v. 40) werden dabei zum Feindbild erklärt. Der Sprecher sieht sich nun als Teil einer Gruppe, die Priester (vgl. v. 42) sein wollen. Diese Gruppe dient dann dem „Schwert“ (v. 41), welches vorher freilich noch ein Kreuz war.

Die Tautologie „Tyrannen und Philister“ (v. 40) charakterisiert die ins negative stilisierte Gruppe der Gegner des Sprechers.

Die Sache mit Revolutionen ist die, dass man a priori nie so recht weiß, wie die Sache ausgeht. Die französische Revolution ist beispielsweise aus einem ähnlichen Kontext entstanden. Allerdings soll die daraus entstandene Unterdrückung der Bevölkerung noch größer gewesen sein, als davor. Dies geschah, obwohl die Ideale als „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ bezeichnet worden waren. Ein anderes Negativbeispiel ist die Revolution in Russland, welche seit 1917 abgelaufen ist. Der daraus entstandene Kommunismus, welcher im Stalinismus seinen Höhepunkt gefunden hat, hat sehr großes Leid über Russland und die Welt gebracht. In diesem Gedicht wird die geplante Revolution, die 1848 schlussendlich durchgeführt wurde, zum Thema gemacht. Damals waren die Forderungen, dass die Bürger mehr Demokratie und liberalere Strukturen im System haben wollten. Dies konnte dann aber nicht umgesetzt werden. Langfristig allerdings konnten sich die Forderungen der Revolution im deutschen System etablieren, da es im Kaiserreich bereits Parteien und damit demokratische Elemente gab. Das Kaiserreich wurde im Jahre 1918 aufgelöst und Deutschland erhielt seine erste Demokratie im August 1919.


Viele Grüße,

Michael
1
#393678
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devian
Administrator | Nordrhein-Westfalen
13.12.2019 um 15:45 Uhr
Hey Michael, das kann ich gerne nachher für dich tun! smile muss bloß gerade noch eine andere Sache fertig machen, dann helfe ich dir
__________________

devian (Julius)
1
#393679
 
devian
Administrator | Nordrhein-Westfalen
13.12.2019 um 19:59 Uhr
So ich habe mir dein Gedicht nun durchgelesen und es mal kommentiert. Alles in Allem muss ich schon sagen, dass mir deine Interpretation sehr gut gefällt! Da ich deinen Sprachstil für ziemlich gut halte, bin ich bei der Korrektur sehr penibel gewesen. Ich hoffe, dass demotiviert dich nicht. Ich will dir damit nur Anreize geben, dich weiter zu verbessern.

Ich bin zwar kein Lehrer, aber ich würde deiner Interpretation in einem Test durchaus eine solide zwei geben. Die Interpretation des Gedichtes ist dir durchaus gelungen. Auch der Aufbau ist solide. Deine hostorische Ein- und Ausleitung sind gut gewählt. Allerdings hast du dir keinen Gefallen damit getan, dich von Vers zu Vers durch das Gedicht zu arbeiten. Durch die Wiederholungen in dem Gedicht, wiederholst auch du dich in deiner Interpretation... das stört leider beim Lesefluss. Perfekt wäre es gewesen, wenn du deine Interpretation dahingehend anders strukturiert hättest. Zum Beispiel nach Leitmotiven.

Ich hoffe ich konnte dir helfen smile

PS: Hier ist auch noch eine Interpretation:

https://lyrik.antikoerperchen.de/georg-herwegh-aufruf,textbearbeitung,131.html

Falls du noch weitere Aspekte für deine Interpretation suchst, die du jetzt vl. übersehen hast.
__________________

devian (Julius)
1
#393683
 
Peppi2401
Schüler | Niedersachsen
  • Abiunity Supporter
13.12.2019 um 22:03 Uhr
Hier habe ich auch nochmal was gefunden

https://drive.google.com/file/d/1Q9fFeVI...iew?usp=sharing
__________________

Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen ( Goethe )
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#393684
 
Michael1234
Schüler | Bayern
23.12.2019 um 09:05 Uhr
Ich möchte mich sehr für eure Beiträge bedanken, vor allem für deinen, devian. Die Seite "lyrik.antikoerperchen.de" kenne ich. Ich schreibe eigene Interpretationen, um sie dann mit den Interpretationen auf dieser Seite zu vergleichen.

Danke nochmal!
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#393726
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BBCodes