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devian
Administrator | Nordrhein-Westfalen
23.12.2019 um 12:38 Uhr
Bitte Michael, freut mich sehr, wenn ich helfen konnte smile
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devian (Julius)
0
#393727
 
Michael1234
Schüler | Bayern
23.12.2019 um 15:24 Uhr
Hallo nochmal,

ich habe die Interpretation überarbeitet und auch eine Gliederung beigefügt.

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Georg Herwegh – Aufruf – Interpretation – II

1. Gliederung

1. Einleitung: Unterdrückung der Gesellschaft durch Mächtige
2. Hauptteil
1. Einordnung in die literarische Epoche
2. Sprecher / lyrisches Du
3. räumliche / zeitliche Einordnung
4. Überschrift
5. formale Aspekte
6. sprachliche Aspekte
1. Refrain
2. restliche Aspekte
7. Zweckentfremdung der Kreuze
8. religiöse Rechtfertigung
9. Freiheit
10. Stimmung in den Städten
11. herannahende Revolution
12. Armut der Bevölkerung
13. „Wir gegen sie“ Einstellung
3. Schluss: historische Analyse und moralische Diskussion

2. Ausformulierung

In der Vergangenheit wie Gegenwart werden immer wieder ganze Völker durch eine kleine Elite unterdrückt. Die Menschen werden dabei stark ausgebeutet und haben kaum Rechte. Dabei müssen sehr viel Leute in Armut leben, während sehr wenige ein schönes Leben auf Kosten der Anderen führen können. Dies führt zu wachsender Unzufriedenheit in der Bevölkerung und kann sogar gewaltsame Revolutionen auslösen. In Deutschland hat es zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine solche Unzufriedenheit gegeben. Man hat sich durch die veralteten Strukturen der Ständegesellschaft benachteiligt gefühlt. In diesem System gab es drei Stände, welche die Rechte der einzelnen Persönlichkeit ab der Geburt festgelegt haben. Diese ungleiche Behandlung war vor allem beim dritten Stand, den Bürgern und Bauern, wegen der Benachteiligung sehr unbeliebt. Außerdem wurden Menschen durch die aufkommende industrielle Revolution systematisch ausgebeutet. Man hatte körperlich sehr anspruchsvolle Tätigkeiten abzuarbeiten, während die Lebensverhältnisse miserabel waren. Beispielsweise war die Bezahlung sehr schlecht und die Wohnsituation in den wachsenden Städten ebenfalls. Georg Herwegh thematisiert in seinem Gedicht „Aufruf“ eine geplante Revolution. Dieses Gedicht ist im Jahr 1841 erschienen und lässt sich der literarischen Epoche „Junges Deutschland / Vormärz“ zuordnen.

Das vorliegende Gedicht kann dieser Epoche zugeordnet werden, weil es die Unterdrückung der Bevölkerung anspricht. Dies passt sehr gut in den historischen Kontext dieser Zeit. Auch der Aufruf hin zur Revolution spiegelt das Denken größerer Bevölkerungsschichten der damaligen Zeit wieder.

In diesem Gedicht findet sich kein lyrisches Ich. Das gesamte Gedicht wirkt wie eine Rede des Sprechers. Dieser spricht wie ein Offizier zu seinen Soldaten. Das lyrische Du tritt nur in Vers 34 als Fluss „Rhein“ auf.

Räumlich soll das Geschehen in ganz Deutschland stattfinden und zeitlich möglichst bald.

Die Überschrift legt dar, was das Gedicht sein soll: Ein Aufruf hin zur Revolution.

Das vorliegende Gedicht gliedert sich in sieben Strophen zu je sechs Versen. Dabei entsteht eine Gesamtzahl von 42 Versen. Das Versmaß ist der vierhebige Trochäus. Als Reimschema gibt es die Kombination aus einem Paarreim, welchem ein Klammerreim folgt in jeder Strophe. Diese Kontinuität unterstreicht die andauernde Unzufriedenheit im damaligen Deutschland.

In regelmäßigen Abständen findet sich in diesem Gedicht ein Refrain wieder. Zwischen zwei Refrains liegen stets zwei Strophen Abstand. Hier wird die Wichtigkeit des Appells an die Bevölkerung betont, so dass sich die Leute für die Revolution bewaffnen sollen. Ein zweiter Appell im Refrain, welcher durch eine Repetitio verstärkt wird, drückt aus, dass die Bevölkerung sich von Worten hin zu Taten wenden soll (vgl. v. 4).

Viele Exclamatio verleihen den vom Autor ausgesandten Appellen mehr Nachdruck. Der Hakenstil hebt die Spannungen der damaligen Situation hervor. Für die Appelle werden viele Imperative verwendet. Dem Gedicht liegt eine heroisch anmutende Wortwahl zugrunde („Alle sollen Schwerter werden“, v. 2; „Unsre Zukunft klirrt in Erz“, v. 15). Pronomina, wie „eure“ (v. 7) oder „unsre“ (v. 14) erzeugen ein Gefühl der Gemeinschaft der damaligen Deutschen. Das Tempus des Gedichts ist in der Regel das Präsens. Dieses Tempus verdeutlicht, dass das vom Sprecher geforderte Geschehen zur Zeit der Veröffentlichung des Gedichts stattfinden soll. Er wollte die Revolution also möglichst Zeitnah durchführen. Der Modus Verbi wechselt von Indikativ zu Konjunktiv.

Der Autor spricht immer wieder die Zweckentfremdung der Kreuze als improvisierte Waffen an. Wegen der damaligen schlechten Situation der Bevölkerung hatten die Menschen keine anderen Möglichkeiten, sich zu bewaffnen. Daher mussten die christlichen Kreuze herhalten. Deren Eisen soll als Rohstoff dienen, um richtige Waffen daraus herzustellen (vgl. v. 5 ff.).

Der Sprecher des Gedichts sieht das ganze Vorhaben auch religiös gerechtfertigt an, denn „Gott im Himmel wird’s verzeih'n!“ (v. 3). Gott scheint also nachsichtig zu sein, obwohl das Kreuz, eigentlich ein Zeichen des Friedens, als Waffe verwendet wird. Er kann also über diese Respektlosigkeit hinwegsehen. Es geschieht allerdings nicht nur das. In Strophe vier beschreibt Herwegh, dass Gott dieses Vorhaben sogar unterstützt, da „er wohl den Segen“ (v. 24) spendet. Die mitschwingende Religiosität verleiht dem Inhalt eine hohe Brisanz, da die damalige Gesellschaft sehr von der Religion geprägt war.

Ein weiteres wichtiges Motiv in dem Gedicht ist die Freiheit der Bevölkerung. Der Autor konstatiert, dass die Bevölkerung nicht genug auf ihre Freiheit geachtet hat (vgl. v. 7 ff.). Um diese nicht komplett zu verlieren (vgl. v. 10) und wiederherzustellen, ist eine „Höllenfahrt“ (v. 12) nötig. Stilistisch wird dies durch die rhetorische Frage „Eure Tannen, eure Eichen – / Habt die grünen Fragezeichen / Deutscher Freiheit ihr gewahrt?“ (v. 7 ff.) unterstrichen. Dabei stehen die „Tannen“ (v. 7) und „Eichen“ (v. 7) symbolisch für Deutschland. Diese sind „euer“ (v. 7). Deutschland gehört also den Bürgern und sonst keinem, da durch dieses Possessivpronomen die Bevölkerung selbst angesprochen wird. In der fünften Strophe erklärt der Sprecher, dass Freiheit erkämpft werden muss, denn „Vor der Freiheit sei kein Frieden“ (v. 25). Somit herrscht Krieg, bis die Freiheit erreicht wurde. Interessant ist auch, dass in der Strophe fünf auffällig oft der Konjunktiv verwendet wird. Hier drückt der Sprecher die Möglichkeit seiner Voraussage aus. Scheinbar ist sich der Sprecher nicht ganz sicher über den Verlauf der Dinge.

Die Stimmung in den Städten wird in Strophe sechs angesprochen. Diese ist sehr schlecht, denn „In den Städten sei nur Trauern“ (v. 31). Diese negative Stimmung ist allerdings an die Unterdrückung geknüpft. Das „Trauern“ (v. 31), gibt es nur so lange, „Bis die Freiheit von den Mauern“ (v. 32). Ähnlich, wie in der Strophe fünf, gibt es auch hier wieder bildliche Sprache zu finden. Von Vers 34 bis 36 wird der Rhein beschrieben, welcher immer rasanter zu fließen scheint, je weiter die Revolution fortgeschritten ist. Da sich der Rhein nicht für die Geschicke der Menschen interessiert wegen seines Naturells als seelenloses etwas, muss man diesen Fluss als Symbol auffassen. Dabei steht der Fluss Rhein als Symbol für ganz Deutschland. Je rasanter der Fluss fließt, desto besser geht es Deutschland an sich. Dabei ist der Fluss des Rheins an den Fortschritt der Revolution geknüpft. Je weiter also die Revolution vorangeschritten ist, desto besser geht es dem ganzen Land. Des Weiteren wird der Rhein als lyrisches Du personifiziert. Der Sprecher redet zu dem Fluss, wie zu einem Freund. Dies drückt die hohe Affinität des Sprechers zum Rhein und damit zu ganz Deutschland aus.

Eine Weitere der angesprochenen Thematiken stellt die herannahende Revolution dar. Diese wird beispielsweise in Strophe drei durch die „Seher[n]“ (v. 13) vorausgesagt. Der Parallelismus „Unsre Tage werden ehern / Unsre Zukunft klirrt in Erz“ (v. 14 f.) unterstreicht, dass die kämpferische Zukunft naht. Die Farbsymbolik von Vers 16 bis 18 hebt die Farben der deutschen Nationalflagge hervor. In jedem Vers verwendet Herwegh ein Possessivpronomen. Dieses erzeugt ein Gefühl der Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit der Deutschen. Der „schwarze[r] Tod“ (v. 16) war ein Name für die Pest. Diese Metapher drückt aus, dass die Revolution scheinbar genauso viele Tote fordern wird. Die Metapher der „klirrenden Zukunft“ (v. 15) hebt den Kampf mit Nahkampfwaffen hervor. Diese werden aufeinander geschlagen, darum klirrt es. In Vers 14 wird das Futur verwendet. Dieser Vers stellt die Vorhersage der Seher dar.

Die Armut der Bevölkerung ist eine weitere Thematik der dritten Strophe. Das Entgelt für die Anhänger der Revolution ist der „schwarze[r] Tod“ (v. 16). Außerdem besitzen diese Leute keine Reichtümer, denn deren „Gold“ ist „Abendgold nur“ (v. 15). Des Weiteren gibt es „kein golden Korn [auf] dem Feld“ (v. 27), bis die Unterdrückung abgeschafft wurde. Dieses Zitat ist bildlich aufzufassen, da Getreide sich nicht für die Geschicke der Menschheit interessiert. Diese Beschreibungen erzeugen also ein armes Bild der damaligen Bevölkerung.

Im zweiten Teil der siebten Strophe wird vom Sprecher eine „Wir-gegen-sie“ - Einstellung vertreten. Die „Tyrannen und Philister“ (v. 40) werden dabei zum Feindbild erklärt. Der Sprecher sieht sich nun als Teil einer Gruppe, welche Priester (vgl. v. 42) sein wollen. Diese Gruppe dient dem „Schwert“ (v.41), das vorher noch ein Kreuz war. Die Tautologie „Tyrannen und Philister“ charakterisiert die Gruppe der Gegner des Sprechers.

Betrachtet man den Verlauf der Geschichte, dann kann man feststellen, dass die im Gedicht beschriebenen Gedanken, Gefühle und Handlungen mit einer gewissen Regelmäßigkeit vorkommen. Immer wieder werden ganze Völker durch wenige Mächtige unterdrückt. Hierzu gibt es ein sehr berühmtes Zitat von Thomas Jefferson: „Der Baum der Freiheit muss von Zeit zu Zeit mit dem Blut der Patrioten und der Tyrannen begossen werden. Dies ist der Freiheit natürlicher Dünger.“ Manchmal funktioniert das Vorhaben der Revolution, manchmal nicht. In dem vorliegenden Gedicht wird eine Revolution beschrieben, welche erfolglos war. Langfristig betrachtet konnten sich allerdings deren Ziele etablieren. Dies geschah in Deutschland im August 1918, als die Weimarer Verfassung in Kraft getreten ist und im Jahr 1949, als die BRD gegründet wurde. In beiden Jahren wurde Deutschland zu einer Demokratie. Außerdem konnte die Ständegesellschaft abgeschafft werde, wodurch alle Bürger als gleichberechtigt galten. Des Weiteren haben sich unterschiedliche Lösungsansätze für die soziale Frage etabliert. Beispielsweise durch die Gründung der SPD, der Sozialgesetzgebung von Bismarck, der Raiffeisen-Bewegung, etc. Auf diese Art hat sich der Lebensstandard der arbeitenden Bevölkerung erhöht.

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Ich hoffe, dass man Verbesserungen erkennen kann. Beispielsweise habe ich mir Mühe gegeben, die Motive separat abzuarbeiten und mich nicht stur von Vers zu Vers vorzuarbeiten. Ansonsten habe ich Einleitung, wie Schluss überarbeitet.

Viele Grüße,

Michael
Zuletzt bearbeitet von Michael1234 am 23.12.2019 um 17:01 Uhr
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#393731
 
devian
Administrator | Nordrhein-Westfalen
28.12.2019 um 14:21 Uhr
Hey Michael,
also das gefällt mir nun schon viel besser! Vielen Dank, dass du deine verbesserte Version hochgeladen hast. Im Anhang habe ich noch mal ein paar Kommentare eingefügt. Diese sind aber wirklich perfektionistisch. Im Großen und Ganzen ist das eine sehr schöne schlüssige Interpretation.

Was mir sehr gut gefällt ist, wie du Zitate einwebst und sprachliche Stilmittel herausarbeitest.

Wenn du sprachliche Stilmittel herausarbeitest, würde ich immer versuchen auch eine Wirkung zu interpretieren. Du beschreibst ja was der Autor dort macht, also stellt sich danach immer auch die Frage warum er es so macht. In den meisten Fällen tust du dies auch. Vereinzelt fehlt dies aber auch.

Dann noch eine Anmerkung zum generellen Aufbau. Du hast ja nun selbst eine Gliederung hinzugefügt. Dies kannst du tun, ist aber bei einer zweiseitigen Interpretation eher untypisch. Besser wäre es, wenn dies der Text für dich übernimmt. Eigentlich ist die Gliederung hier auch gar nicht notwendig.

Abschließend ist mir eine Sache noch aufgefallen; Du hast in gewisser Maßen die Interpretation vorweggenommen, da du nach deinem ersten Absatz das Gedicht schon einer Epoche zuordnest. Für zukünftige Interpretationen würde ich versuchen, dies am Ende zu tun. Denn durch die Analyse der Stilmittel und Charakteristiken des Gedichts, kannst du ableiten, in welche Epoche es sich einordnen lässt. Dies eignet sich dann hervorragend für ein zusammenfassendes Fazit.

Ansonsten: Gute Arbeit! Gefällt mir sehr gut.
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devian (Julius)
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#393741
 
Michael1234
Schüler | Bayern
01.01.2020 um 09:17 Uhr
Hallo, devian,

ich danke dir sehr für dein konstruktives Feedback. Vor allem die Idee, dass ich mich von Aspekt zu Aspekt und nicht
von Strophe zu Strophe vorarbeiten soll hat mir sehr weitergeholfen. Dadurch wiederhole ich mich nicht mehr, wie du
schon gesagt hast.

Auch die Hinweise bezüglich der Einleitung und die Einordnung der Epoche vor dem Schluss finde ich sehr gut.

Viele Grüße,

Michael
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#393802
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