Der Begriff des Nihilismus wird erstmals von Friedrich Lebrecht Goetz im Jahr 1733 benutzt. Das lateinische Wort „nihil“ bedeutet „nichts“. Nihilismus bezeichnet eine Gesinnung, die keinen höheren Wert, keinen Sinn und nichts Verpflichtendes anerkennt. Die Möglichkeit wahrer Erkenntnis und die Existenz Gottes werden bestritten. Die Nihilisten sind Vertreter der philosophischen Weltanschauung der Sinnlosigkeit des Seins. Die Nihilisten glauben weder an einen Gott noch an den Unterschied zwischen Gut und Böse. Im Allgemeinen glauben sie nicht an Autoritäten oder Werte.
Abgesehen von dem theologischen Aspekt des Nihilismus, der den Glauben an Religion, Kirche und Gottheiten ablehnt, gibt es auch einen philosophischen Aspekt. Der philosophische Nihilismus beschreibt eine Art Lebensgefühl. Die Nihilisten leben in einem „Gleichgültigkeitszustand“. Werte und Überzeugungen haben für sie ihre Wichtigkeit verloren und ein Sinn des Lebens wird bestritten.
In „Woyzeck“ ist die Figur des Hauptmannes durch nihilistische Züge gekennzeichnet. Er sieht keinen Sinn in seinem Dasein. Er scheint auch keine Ziele im Leben zu verfolgen. Außerdem weiß er nichts mit sich und seiner Zeit anzufangen: „Was soll ich denn mit den zehn Minuten anfangen, die er heut zu früh fertig wird?“ (S. 16). Auch zu dem Sinn von Woyzecks Leben stellt er eine Frage: „Langsam, Woyzeck, langsam; […] Er hat noch seine schöne dreißig Jahr zu leben, dreißig Jahr! macht 360 Monate, und Tage, Stunden, Minuten! Was will Er denn mit der ungeheuren Zeit all anfangen?“ (S. 16-17). Er scheint das Lebensgefühl zu verspüren, sein Leben sei zwecklos, und die Religion schenkt ihm keine Hoffnung: „Es wird mir ganz angst um die Welt, wenn ich an die Ewigkeit denke.“ (S. 17).
Auch im Antimärchen der Großmutter sind nihilistische Aspekte zu erkennen. Als das Kind in dem Märchen bemerkt, dass es nicht nur „Niemand mehr auf der Welt“ (S. 35) hat, sondern dass auf der Erde und im Universum „Alles todt“ (S. 35) ist, „hat sich‘s hingesetzt und geweint, und da sitzt es noch und ist ganz allein“, (S. 35). Die Einsamkeit und Verlorenheit, die das „arm Kind“ (S. 35) in dieser Erzählung durchleben muss, spiegeln durch ihre Ausweglosigkeit den Grundgedanken der Nihilisten sehr gut wider. Das Waisenkind und der Hauptmann sind in der Erzählung durch nihilistische Gefühle des Resignierens und der Sinnlosigkeit geprägt.
Abgesehen von dem theologischen Aspekt des Nihilismus, der den Glauben an Religion, Kirche und Gottheiten ablehnt, gibt es auch einen philosophischen Aspekt. Der philosophische Nihilismus beschreibt eine Art Lebensgefühl. Die Nihilisten leben in einem „Gleichgültigkeitszustand“. Werte und Überzeugungen haben für sie ihre Wichtigkeit verloren und ein Sinn des Lebens wird bestritten.
In „Woyzeck“ ist die Figur des Hauptmannes durch nihilistische Züge gekennzeichnet. Er sieht keinen Sinn in seinem Dasein. Er scheint auch keine Ziele im Leben zu verfolgen. Außerdem weiß er nichts mit sich und seiner Zeit anzufangen: „Was soll ich denn mit den zehn Minuten anfangen, die er heut zu früh fertig wird?“ (S. 16). Auch zu dem Sinn von Woyzecks Leben stellt er eine Frage: „Langsam, Woyzeck, langsam; […] Er hat noch seine schöne dreißig Jahr zu leben, dreißig Jahr! macht 360 Monate, und Tage, Stunden, Minuten! Was will Er denn mit der ungeheuren Zeit all anfangen?“ (S. 16-17). Er scheint das Lebensgefühl zu verspüren, sein Leben sei zwecklos, und die Religion schenkt ihm keine Hoffnung: „Es wird mir ganz angst um die Welt, wenn ich an die Ewigkeit denke.“ (S. 17).
Auch im Antimärchen der Großmutter sind nihilistische Aspekte zu erkennen. Als das Kind in dem Märchen bemerkt, dass es nicht nur „Niemand mehr auf der Welt“ (S. 35) hat, sondern dass auf der Erde und im Universum „Alles todt“ (S. 35) ist, „hat sich‘s hingesetzt und geweint, und da sitzt es noch und ist ganz allein“, (S. 35). Die Einsamkeit und Verlorenheit, die das „arm Kind“ (S. 35) in dieser Erzählung durchleben muss, spiegeln durch ihre Ausweglosigkeit den Grundgedanken der Nihilisten sehr gut wider. Das Waisenkind und der Hauptmann sind in der Erzählung durch nihilistische Gefühle des Resignierens und der Sinnlosigkeit geprägt.
__________________Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen ( Goethe )
Anonym
05.06.2020 um 13:57 Uhr
Aber wieso hat Georg Büchner jemanden aus der Oberschicht gewählt, der den Nihilismus vertretet? @Peppi2401
Gute Gegenfrage, meine Antwort wäre da er ja Darstellen wollte, dass die Unterschicht (wie Woyzeck oder Marie) sowieso ganz andere Probleme haben wie das Kind, die Geldsorgen, die gesundheitlichen Schwierigkeiten etc. und sich dementsprechend kaum mit solch metaphysischen oder theologischen Fragen auseinandersetzen (können).
Die Suche nach einem Sinn bleibt demnach der oberen Schicht vorbehalten, die untere hat auch kaum Zeit darüber zu philosophieren da der Sinn das "nackte Überleben" ist, um welches es für Woyzeck geht.
So gesehen könnte man hier auch eine Kritik Büchners rauslesen, die oberen Schichten sollten aufhören vor sich hin zu philosophieren während die unteren Schichten nicht einmal die Zeit finden sich über irgendwas als den Broterwerb Gedanken zu machen.
Ich könnte mir auch vorstellen (aber jetzt wird es spekulativ), dass Büchner das übermäßige Nachdenken über zu große philosophische Fragestellungen bewusst ablehnte, da es seiner Meinung nach auf der Erde, auf politischer Ebene, auch ohne den großen zusammenhängenden Sinn zu kennen, noch so viel zu tun gab (er war ja ein alter revoluzer), dass sich das Hinterfragen von größeren philosophischen Themen noch gar nicht lohnte bzw. es sich hinten anstellen sollte.
Die Suche nach einem Sinn bleibt demnach der oberen Schicht vorbehalten, die untere hat auch kaum Zeit darüber zu philosophieren da der Sinn das "nackte Überleben" ist, um welches es für Woyzeck geht.
So gesehen könnte man hier auch eine Kritik Büchners rauslesen, die oberen Schichten sollten aufhören vor sich hin zu philosophieren während die unteren Schichten nicht einmal die Zeit finden sich über irgendwas als den Broterwerb Gedanken zu machen.
Ich könnte mir auch vorstellen (aber jetzt wird es spekulativ), dass Büchner das übermäßige Nachdenken über zu große philosophische Fragestellungen bewusst ablehnte, da es seiner Meinung nach auf der Erde, auf politischer Ebene, auch ohne den großen zusammenhängenden Sinn zu kennen, noch so viel zu tun gab (er war ja ein alter revoluzer), dass sich das Hinterfragen von größeren philosophischen Themen noch gar nicht lohnte bzw. es sich hinten anstellen sollte.