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Amandalein
Schüler | Niedersachsen
08.05.2009 um 12:02 Uhr
Ich würde sagen, dass "Geschichten aus dem Wiener Wald" nicht zum Naturalismus gehört. In den Schwerpunkten sind die beiden Dramen ja auch nur unter "Soziales Drama" zusammengefasst. Eine gemeinsamkeit ist demzufolge, dass Horvath und Hauptmann den Menschen beide als determiniert, durch soziale Stellung und Vererbung sahen, dies führt zu einem dramatischen Handlungsverlauf.
Beide nehmen die untere Schicht des Kleinbürgertums ins Visier. Bei beiden ist es nicht so sehr die Handlung, die im Vordergrund steht, sondern das Zusammenwirken verschiedener Charaktere, die letztendlich zur Tragödie führen.
Zudem wurde Horvaths Stück erst 1931 uraufgeführt, als die Hochzeit des Naturalismus schon längst vergangen war.
Bei ihm zeigen sich eher Tendenzen zum Expressionismus. Er neigt dazu, Figuren zu überzeichnen, um bestimmte gesellschaftliche Gruppen des Kleinbürgertums darzustellen. Bei Erich wird dies besonders deutlich, da er dadurch implizit Kritik am Nationalsozialismus äußert. Vorkommnisse werden bewusst überzeichnet, beispielsweise auch die Sprache, die zwar durchaus Ähnlichkeit mit der Realität aufweist, aber bspw. das Gespräch zwischen Hawlishek und Emma wäre so "natürlich" nicht abgelaufen. Durch Verfremdung versucht Horvath hier, den Leser mit der Nase auf etwas zu stoßen. Und das sind nach ihm selbst, die Lüge und die menschliche Dummheit.
Dagegen stellten die Naturalisten in ihren Dramen alles möglichst wirklichkeitsgetreu dar. Sie wollten zwar auch das Hässliche und Elende zeigen, vermieden es aber durch Verfremdung und Überzeichnung bewusst zu kommentieren.
Bei Horvath gibt es außerdem keine so ausladenden Regieanweisungen wie bei Hauptmann, ein weiteres Stilmittel des naturalistischen Dramas, um eine möglichst wirklichkeitsgetreue Darstellung zu erreichen.
Horvath zeigt eher Tendenzen zum kritischen Volksstück und zu Berthold Brecht, der zunächst noch sehr angetan war vom Naturalismus, sich dann später jedoch von ihm abwandte, da er es ablehnte, Dinge nur darzustellen.

So, das wäre mal so das erste, was mir dazu einfallen würde.
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#42595
 
Pseudonym
Schüler | Niedersachsen
08.05.2009 um 13:49 Uhr
Könnte einer von euch mal etwas ausführen was er zu den Regieanweisungen weiß? Mein Lehrer hat mir nahegelgt mich für die mündliche Prüfung mit den Regieanweisungen zu beschäftigen obwohl wir im Unterricht nicht so viel dazu gemacht haben.
Zuletzt bearbeitet von Pseudonym am 08.05.2009 um 13:49 Uhr
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#42637
 
Amandalein
Schüler | Niedersachsen
08.05.2009 um 19:53 Uhr
Damit meint er bestimmt die Regieanweisungen bei Hauptmann, denn bei Horvath sind die nicht ganz so aussagekräftig. Einzig und allein die Regieanweisung "Stille" nimmt bei GWW einen hohen Stellenwert ein, sie findet man immer wieder.
Bei Hauptmann liest sich das Drama schon fast wie Prosa, die Regieanweisungen sind ausladend, häufig auch gar nicht darstellbar.
Generell galt es für die Naturalisten jedoch, alles möglichst wirklichkeitsgetreu abzubilden. Dies kann man weniger durch Sprache, als durch Sinneseindrücke, die für den Zuschauer selbst erlebbar sind. So zum Beispiel die Wohnung der Johns. Sie lässt auf das kleinbürgerliche Familienleben schließen, diverse Gegenstände zeigen von Johns Beruf.
Das ist realitätsnaher, als wenn Hauptmann die Personen alles hätte erzählen lassen. Der Zuschauer wird in die Szenerie hineingeworfen, er selbst muss viel interpretieren und analysieren. Regieanweisungen ersetzen zum teil auch innere Monologe. Wir sagen ja auch nicht "Ich bin wütend", sondern man sieht es an unserem Verhalten.
Durch die Regieanweisungen interpretiert Hauptmann das Stück auch schon auf gewisse Weise. Besonders bei der Beschreibung von Bruno erkennt man sehr deutlich die Ähnlichkeit mit einer Ratte.
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#42758
 
sunnyboy
Schüler | Niedersachsen
08.05.2009 um 21:04 Uhr
meinen Vorrednern kann ich nur zustimmen. Respekt was euch dazu aus dem stehgreif alles gleich einfaellt.

Was ich noch ergaenzen koennte in besug auf G W W ist das wie bereits schon gesagt, ich eben so finde, dass man das stueck nicht mit dem Naturalismus einherbringen kann.

Horvarth krietisiert vielmehr das Kleinbuergertum in Wien und die stellt diese in Verbindung mit der gelebten Dummheit der Menschen dar. ( Marianne wird hierfuer als beispiel sehr oft verwendet, die aufgrund ihrer Suche nach Liebe und Wohlbefinden sich gegen ihren Tyrannischen Vater richtet, was fuere diese Zeit nicht ueblich ist und folglich aus der Gesellschaft ausgegrenzt wiird.)

Horvath stellt diese Dummheit, wie bereits gesagt sehr extrem dar. ( Gesellschaftskritisch) Sei es in Form von Verhalten ( oskar marianne gegenueber, brutalitaet) bzw. die kontinuielichen Satzbaufehler bzw. flosskeln die im Buch verwendet werden.

Damit versucht Horvath die damalige Fassadenbesteuckte Gesellschaft ins Licht zu ruecken um mit deutlichen Uebertreibungen diese Gesellschaft zu kritisieren.

kann man das alles so sagen!?
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#42765
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BBCodes