Auch noch ein Anreiz, das kommt aus den Königs Erläuterungen zu Dantons Tod.

Da wird zum Beispiel die Emanzipation der Frauen indirekt thematisiert.

2. Die Frauen in „Dantons Tod“

2.1. Julie und Lucille
• Die Frauen Julie Danton und Lucille Desmoulins spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle
im Drama. Die beiden sind aufopfernde Dienerinnen ihrer Männer.
• Beide Frauen folgen ihren Männern in den Tod: Julie nimmt Gift, Lucille provoziert ihre Hin-
richtung
• Büchners Darstellung der Frauen weicht von den geschichtlichen Fakten ab. Dantons Frau
hieß Louise, heiratete nach Dantons Tod einen Baron (1797) und wurde älter als Büchner,
Desmoulins Frau wurde zusammen mit ihm festgenommen und starb wie er mit klarem Verstand.
• Deshalb ist anzunehmen, dass Büchner hier sein eigenes Frauenbild im Drama verarbeitete.
• Die Männer kümmern sich um Politik und das Weltgeschehen und die Frauen kümmern sich um
Männer.
Insbesondere Lucille wird als naiv und geistig schlicht dargestellt, die Camille manchmal gar nicht
versteht, wenn er etwas sagt.
Die Frauen verzehren sich nach ihren Männern und folgen ihnen in den Tod.
• Ohne ihre Männer hat ihr eigenes Leben keinen Sinn mehr
• Julies Tod ist Danton ein Trost. Sie inszeniert ihren Selbstmord so ästhetisch, wie Danton sich
seinen Tod gewünscht hätte. Eigentlich stirbt sie nicht nur mit ihm, sondern für ihn.

die Grisette Marion
• die Prostituierte Marion tritt nur an einer Stelle im Drama auf und hat für den Handlungsverlauf
keine Bedeutung
• es ist ein Wechsel vom Dramatischen zum Epischen gegeben, wenn Marion im Monolog ihre
Lebensgeschichte erzählt. Die Erzählung kann als Parabel im Drama gewertet werden.: Der Versuch, ihrer eigenen Natur nach zu leben, endet für ihren ersten Freund im Tod und für sie selbst im
Bordell. Ebenso endet Dantons Versuch nach den Prinzipien Epikurs zu leben auf dem Schafott.
• Die Natur der Menschen wird durch die gesellschaftlichen Umstände und die Moralvorschriften
eingeschränkt.
• Marion erscheint als Praktikerin des Epikureertums. Sie ist nicht wie Julie Dantons Herzensliebe,
sondern sie befriedigt seine sinnlichen, körperlichen Bedürfnisse. Aber erst wenn beide Seiten zu
ihrem Recht kommen, gelangt die Natur des Menschen zum Einssein und erreicht er die
Seelenruhe.
• Doch bei beiden Frauen fehlt etwas, bei Marion fehlt die geistige Verbundenheit, bei Julie die
Körperliche. Erst wenn Frieden und Ekstase von einer Frau verkörpert würden, käme es bei
Danton zum Seelenfrieden.
• Marion verkörpert Dantons Lebensprinzip, sie lebt ihre Natur aus, doch das führt zu ihrem persön-
lichen Drama.
• Wo der Körper ja sagt, sagt der Geist (Moral) nein. Der Körper spiegelt das Individualinteresse, die
Moral dagegen das Allgemeininteresse, was nicht auf einen Nenner zu bringen ist.
• Der Körper ist Materialismus, der Geist hingegen Idealismus.
• Im Sinne der Republik muss das Individualprinzip Abstriche machen (s. Robespierre) und vom
Einssein der Natur Abschied nehmen. Eine Republik, die der ungeteilten Natur Raum lässt, ist
Ein Widerspruch in sich. Die aus dem geltenden Kulturraum geschaffene Tugend oder Moral
steht im Konflikt mit dem Rückzug ins Private, den Danton sucht.

Mal wieder ein super Beitrag Peppi!

Ergänzung:

Paarbeziehung in Dantons Tod

„Dantons Tod“
Die Frauen auf Seiten der Dantonisten zeigen die Revolutionäre als Privatpersonen.
Julie und Lucille lieben ihre Männer mit absoluter Hingabe.
Julie bringt sich, kurz bevor Danton hingerichtet wird, um.
Lucille wird wahnsinnig, als Camille inhaftiert ist. Am Ende lässt sie sich verhaften.
Die Männer finden in den schweren Stunden der Haft Halt durch ihre Frauen.
Trotz der Liebe zu Julie unterhält Danton eine Beziehung zu der Prostituierten Marion.

Absolute Liebe und epikureischer Gleichklang –
Paarbeziehungen in „Dantons Tod“
Büchners Revolutionsdrama ist eindeutig von Männern dominiert. Die wenigen Frauenfiguren sind ausschließlich den Dantonisten zugeordnet, so dass deren politisches Wirken um eine private Dimension erweitert wird.
Danton und Julie (I,1; II,5; IV,1; IV,6)
- In Julies Liebe findet Danton Halt; ihre Selbstsicherheit strahlt auch auf ihn aus (vgl. ihr Trost in der nächtlichen Szene am Fenster (II,5); seine Gedanken in der Haft: „Ich werde nicht allein gehen, ich danke dir, Julie“ (IV,3))
- Ihre Liebe ist bedingungslos bis in den Tod. Sie vergiftet sich, kurz bevor Danton hingerichtet wird (IV,6).
Camille und Lucille (II,3; IV,4; IV,8; IV,9)
- Lucilles bedingungslose Liebe zeigt sich besonders im vierten Akt. Sie wird angesichts des drohenden Todes ihres Mannes in den Wahnsinn getrieben (IV,4).
- Ihre Hingabe geht über Camilles Tod hinaus. Mit dem selbstmörderischen Aufruf „Es lebe der König“ (III,9) sorgt sie für ihre Verhaftung, die zur Guillotinierung führen wird.
Danton und Marion (I,5)
- Es mag den Zuschauer befremden, dass Danton neben der offenbar glücklichen Beziehung zu seiner Frau auch Kontakte zu der Prostituierten Marion unterhält. Beide verbindet eine epikureische Lebenslust.
Grundsätzlich lassen sich die Frauenfiguren in konventionelle (Ehe-)Frauen bzw. emanzipierte Singles unterteilen.

„Dantons Tod“
- Julie (I,1; II,5; IV,1; IV,6) ist eine starke Frau, deren Ausgeglichenheit selbst auf Danton ausstrahlt (vgl. II,5).
- Lucille (II,3; IV,4; IV,8-9) wirkt leidenschaftlicher und weniger gefasst als Julie. Ihre seelische Not kulminiert im Wahnsinn, als ihr Mann Camille verhaftet wird (IV,4).
- Beide sind als liebende Ehefrauen konzipiert und folgen ihren Männern in den Tod. Doch während Julie einen leisen Abgang wählt, sorgt Lucille durch ihr öffentliches Bekenntnis zur Monarchie für einen letzten lauten Protest.
- Marions (I,5) ausgelebte Sexualität als Prostituierte ist mit den Konventionen des
18. Jahrhunderts nicht vereinbar.
Konventionelle (Ehe-)Frauen
- „Dantons Tod“: Julie und Lucille sind als konventionelle, liebende Ehefrauen konzipiert. Dabei sind sie in ihren charakterlichen Dispositionen ihren Männern zugeordnet, die sie auch im Tod treu begleiten.
- Julie, Dantons Frau, ist wie ihr Mann eine starke Persönlichkeit, deren Gefasstheit die ihres Mannes noch übertrifft. Stimmungsschwankungen wie bei ihrem Mann sind ihr unbekannt. Sie strahlt Ruhe und Selbstsicherheit aus, durch die auch Danton Trost findet (II,5). Während er sich am Ende schwer tut, zu sterben, fällt ihr der Freitod leicht („Es ist so hübsch Abschied zu nehmen“ (IV,6).
Lucille ist wie ihr Mann Camille leidenschaftlicher. Poetischer Ausdruck ihrer Seele sind die Liedverse (II,3; IV,4 und IV,9). Ihr Mitleiden mit ihrem Mann gipfelt in ihrem Wahnsinn, bevor sie sich entschließt, durch ein öffentliches Bekenntnis gegen die Republik sich dem sicheren Tod zu überantworten.
Emanzipierte Single
- „Dantons Tod“: Marions ausgelebte Sexualität ist Ausdruck eines epikureischen Lebensgefühls. Der Ausstoß aus der Gesellschaft führt jedoch notgedrungen in die Single-Existenz.
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- Unabhängig von ihrem Status bilden alle Frauen emotionale Gegenpole zur rational-politischen Männerwelt.
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