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Biscotti
Schüler | Niedersachsen
10.04.2008 um 18:53 Uhr
Hey liebe Mitleidende,

wie sieht das aus mit den Epochen Biedermeier, Vormärz und "junges Deutschland". Geh ich recht in der Annahme, dass alle drei Epochen sind, die zur selben Zeit um 1834 existierten? Kann "junges Deutschland" als Epoche bezeichnet werden, denn wenn man es genau nimmt war das doch zunächsteinmal eine Vereinigung von jungen Autoren, die sich dem Verbot von Heinrich Heine Texten wiedersetzten und ihre Literatur für politische oder gesellschaftliche Themen nutzten? Ich hab irgendwo gelesen, dass dem Biedermeier Autoren angehörten, dessen Literatur unabhängig von politischen oder gesellschaftlichen Themen war. Und was ist "Vormärz"? In einer Zusammenfassung hier steht, dass Büchner kein direkter Vertreter des Vormärzes ist. Stimmt das? Irgendwie versteh ich den Unterschied zwischen den drei Epochen oder Zeiträumen oder was ist überhaupt der passende Begriff dafür? Kann mich jemand aufklären? Des weiteren wüsste ich gerne, ob ihr Epochen lernt. Ich habe jetzt ungefähr die Zeiträume der Epochen vom Anfang des 18. Jahrhunderts (Auflärung) bis Ende des 19. Jahrhunderts (Naturalismus) gelernt, jedoch auch noch nicht, was die einzelnen Merkmale der ganzen Epochen sind und woran man sie erkennt sowie die Autoren. Ist das überhaupt wichtig?

Lg!
Zuletzt bearbeitet von Biscotti am 10.04.2008 um 18:54 Uhr
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#1755
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leva
Schüler | Niedersachsen
  • Abiunity Supporter
10.04.2008 um 19:23 Uhr
Guten Tag Biscotti,

ich habe mich mit dem Thema und den Epochen auseinandergesetzt und kann dir weiterhelfen :-)

Zu deinen Fragen,... die Epochen Biedermeier, Vormärz und "junges Deutschland" lassen sich ungefähr auf den selben Zeitraum datieren. Dazu folgende Infos:

Biedermeier (1815-1848 ):
Diese Epoche setzt genau nach dem Weimar Kongress ein, in dem die alte Ordnung (vor der franz. Rev.) wieder hergestellt wurde. Aus dieser "Niederlage" und "Ernüchterung" des revolutionären Gedankenguts resultierte die Biedermeierbewegung, welche sich aus den politischen und gesellschaftlichen Themen raushielt. Ein Grund hierfür könnte eine fatalistische Einstellung sein. Eine Art Ohnmacht vor der Unabwendbarkeit der Geschichte.

Zur selben Zeit fand sich aber auch der Vormärz (1815-1848 ).
Hierzu muss man wissen, dass sich der Vormärz auf die Märzrevolution bezieht, welche 1848 datiert ist. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass alle Epochen (Biedermeier, Vormärz und "junges Deutschland") mit dieser Revolution enden.
Die Märzrevolution führte letzten Endes dazu, dass 1871 Deutschland gegründet wurde.
Zum Vormärz zählen hierbei Werke, die zu der Entstehung der Märzrevolution beigetragen haben. Also als Gedankengut der Bewegung angesehen werden können.

Das "Junge Deutschland" (1825-1848 ) hingegen beschreibt die Gedankengeber und Motivatoren der Bewegung zur Gründung eines deutschen Bundes.


Soviel zu den Epochen....

Zu deiner zweiten Frage...das Wissen über die Epochen ist in soweit wichtig, als dass du weißt was der geschichtliche Hintergrund Büchners ist. Hierbei spielen aber die vorherigen Epochen (Aufklärung) eine wesentlich bedeutendere Rolle.

Im allgemeinen ist es in soweit wichtig, dass Büchner gerade in seinem Buch Lenz die gesellschaftlichen Veränderungen spiegelt.
Das Wissen kann also nicht schaden. Ich würde mich allerdings auf die Epoche der Aufklärung konzentrieren.
2
#1769
 
devian
Administrator | Nordrhein-Westfalen
10.04.2008 um 19:36 Uhr
Ich denke es ist weniger wichtig. Allerdings solltest du schon wissen, wie die gesellschaftliche Lage um Büchners Zeit herum war.
Du musst wissen, dass der Wieder Kongress 1814/15 Napoleons Niederlage besiegelt. Dieser hatte als er den deutschen Klein-Staaten eroberte bürgerfreundlichere Reformen erlassen. Nach dem Kongress sollten die alten Strukturen wieder etabliert werden. Dieser Rückschritt war für viele Bauern enttäuschend. Die Widereinrichtung des feudalen Herrschaftssystems erniedrigend. Die Gesellschaftliche Lage lässt sich wie folgt beschreiben: Alle Stützen eines Landes; der Staat, die Moral, die Religion und Glaube (durch die Aufklärung) waren zu tiefst erschüttert. Das Einzige was wirklich relevant war, war das ein Wort gegen das zu neu zu errichtende Staatssystem als Hochverrat betrachtet wurde. Starke Zensur war gang und gebe.

Deswegen zogen sich eine Literaten und Künstler ins Private zurück. Sie isolierten sich von der Gesellschaft und suchten ihr Glück im Kleinen. Dieses Verhalten zeichnet die Biedermeier zeit.

In dieser zeit entstand übrigens auch der Nihilismus, der in Woyzeck in Form des Hauptmanns aufgegriffen wird. Dies war zugleich die Sprungfeder für den Fatalismus, der sich auch in Büchners Einstellung abzeichnet.

In dieser Zeit gab es aber auch eine Gruppe von Leuten (Literaten), die die gesellschaftlichen Missstände angingen und eine nationale Einheit forderten.

Die Julirevolution 1830 in Frankreich zeigte die Stärke des Bürgertums, die dort gegen den Versuch König Karls X angingen, alte Strukturen , so wie sie vor der französischen Revolution waren, wieder zu etablieren. Dies Löste in vielen Staaten Europas ebenfalls den Wunsch nach nationaler Freiheit und Ablösung von feudalen Herrschaftsstrukturen hervor.


Julirevolution 1830


In Deutschlang zeichnete sich dieser Drang am Hambacher Fest ab, an dem ungefähr 30.000 Menschen teilnahmen die einen national-demokratischen Staat forderten.
Höhepunkt ist die Märzrevolution 1848/49.
Daher betrifft der Vormärz jene vorrevolutionären Literaten.

Das Junge Deutschland ist wie du gesagt hast eher eine eine literarische Bewegung junger, liberal gesinnter Dichter in der Zeit des Vormärz, die etwa ab 1830, beflügelt von der Julirevolution in Frankreich, publizistisch aktiv wurden. Sie sind daher auch Teil des Vormärz. Sie sahen sich selbst als Erben und Fortführer der Aufklärung und wurden zu literarischen Wegbereitern der bürgerlich-liberalen Märzrevolution:


Märzrevulotion 1848/49

Büchners Gedankengut und Ziele liegen daher im Vormärz und sind ähnlich wie die des jungen Deutschlands.

An dieser Stelle vl. Auch Angebracht ein Übergriff zum Sturm und Drang:
Der Sturm und Drang - rund fünfzig Jahre vor Büchner - beschreibt eigentlich eine Jugendbewegung, die ähnlich radikal war. Ihre Intentionen fußten in der Aufklärung und mündeten im Geniekult. Der sich gegen die reine Vernunft richtete und mehr die Gefühle betonen wollte. 'Fülle des Herzens' und Freiheit des Gefühls, Ahnung und Trieb, emotio statt ratio war die Leitsprüche.
Der Sturm und Drang, dessen Vertreter auch Goethe bis zu seiner Italienreise war und den jungen Büchner stark beeindruckt und beeinflusst hat, war allerdings nur eine Jugendbewegung und seiner Zeit scheinbar voraus. Es war eine Rebellion – eine Revolte, die auf das Literarische beschränkt blieb, weil in Deutschland, im Gegensatz zu Frankreich, das Bewusstsein für die Notwendigkeit des gesellschaftlichen Umbruchs breitere Bevölkerungsschichten noch nicht erfasst hatte.
Dies zeichnet sich auch im Fatalismus ab. Selbst das Genie konnte nichts ändern und nun, zur Zeit Büchners, sollte es abermals ''zurück'' zu alten Strukturen gehen. Dies Beschrieb Büchner im Fatalismus Brief wie folgt: ,,die Herrschaft des Genies ein Puppenspiel, ein lächerliches Ringen gegen ein ehernes Gesetz, es zu erkennen das Höchste, es zu beherrschen unmöglich.‘‘
Aber der Sturm und Drang war keine elitäre Spielerei einiger Intellektueller, sondern ein Reflex der sich anbahnenden großen Revolution, die einige Jahre später mit dem Sturm auf die Bastille die Überwindung des Feudalismus durch das Bürgertum einläutete.
Wie sehr auch eine politische Wirkung versagt blieb: das soziale Engagement der Stürmer und Dränger war echt.
__________________

devian (Julius)
1
#1774
 
Biscotti
Schüler | Niedersachsen
10.04.2008 um 19:46 Uhr
Zunächsteinmal vielen Dank leava!

Das Buch Lenz ist doch aber garkein Schwerpunktthema vom grundlegenden Niveau.

Wie sieht es mit den Epochen Sturm und Drang, Weimarer Klassik, Romantik und Naturalismus aus für die Deutschprüfung auf grundlegendem Niveau?

Und wie verhält es sich nun mit Büchner? Büchner setzte sich ja stark für das Bürgertum ein und gegen die unumschränkte Ausbeute der Armen durch den Adel.

Wenn man sein Flugblatt "Der hessische Landbote" analysiert werden einem auch die Parallelen zu der Aufklärung klar, also die Herrauslösung des Bürgertums aus der Bevormundung durch den Adel. Demnach müsste Büchner doch aber auch in besonderer Weise mit der Epoche des Vormärzes in Einklang gewesen sein, aber warum war er kein direkter Vertreter des Vormärzes?

Denn wenn man es genau betrachtet, kann man Büchner ja nicht der Aufklärung zuordnen, da diese Epoche nur von 1720-1785 ging. Mir ist durchaus bewusst, dass man die Epochen nicht verbindlich eingrenzen kann, aber wenn ich das richtig verstanden habe hat doch die Epoche des Vormärzes große Teile der Epoche der Aufklärung übernommen. Wenn sich die Epoche des Vormärzes, wie du es beschrieben hast, auf die Märzrevolution bezieht bedeutet das ja, dass sie sich für eine liberale bürgerlich-demokratische Regierung einsetzte. Das wäre doch auch genau Büchners Intention?

Lg


EDIT:
Ok, dann habe ich ja Recht, vielen Dank Devian, hatte deinen Beitrag noch nicht gelesen. Aber meine Theorie hat sich durch deine ausführliche Beschreibung ja bestätigt. Also kann man sagen, dass die bedeutensdere Epoche eher der Vormärz war und das "junge Deutschland" eher eine Bewegung war als eine Epoche. Und die Epoche des Biedermeier war einfach dahin orientiert, dass sie aufgrund Desillusioniertheit und der Erkenntnis die Geschichte lasse sich nicht beeinflussen, politische und gesellschaftliche Themen nicht mehr in ihre Literatur eingebracht haben. Hab ich das jetzt richtig verstanden?
Und wie ist das mit den Epochen, die danach kommen, sind die noch relevant? In den Epochen Sturm und Drang, sowie Romantik kenn ich mich eigentlich ganz gut aus, da wir in 13.2 Gedichtsinterpretationen von Goethe hatten.

Vielen Dank nochmal an alle kleinen Helferlein Augenzwinkern
Zuletzt bearbeitet von Biscotti am 10.04.2008 um 19:55 Uhr
1
#1777
 
devian
Administrator | Nordrhein-Westfalen
10.04.2008 um 20:12 Uhr
Der Realismus und Naturalismus im Gegensatz zum Idealismus ist schon wichtig. Büchner war ja eher der Realist und Naturalist. Sein Gegenspieler ist bekanntlich Schiller.
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devian (Julius)
1
#1781
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BBCodes