Text des Videos:

Wie sieht eine gerechte Welt aus?
John Rawls sagt das wir uns, um das zu beantworten, in eine art Urzustand versetzen müssen, in diesem legt man sich den Schleier des Nichtswissens an. Sobald wir dies gemacht haben wissen wir nichts über unsere gesellschaftliche Postion oder die der anderen freien und rationalen Menschen mit denen wir in Zusammenarbeit eine Gerechte Welt erschaffen können. Während dieses Diskurs würde sicherlich die Frage auftauchen, ob es in einer gerechten Welt Ungleichheit geben darf?
Es gibt Menschen, die sagen würden, dass alle das gleiche haben sollten, egal wie viel sie arbeiten oder welche Entscheidungen sie fällen. Rawls gehört nicht zu diesen, unteranderen weil er sieht, dass diese Ungleichheiten unvermeidbar sind, da Menschen mit unterschiedlichsten Arten von Ungleichheiten auf die Welt kommen. So gibt es zum Beispiel sehr schlaue Menschen oder Menschen die keine Unterstützung von ihren Familien bekommen. Was Rawls also sagt ist, dass wir durch puren Zufall mit genetischen und kulturellen Ungleichheiten geboren werden, welche unser ganzes Leben beeinflussen werden. Rawls sagt, dass Menschen aufhören müssen, die Vor- oder Nachteile, welche sie durch Zufall bei der Geburt erlangten, als rechtmäßigen Besitz zu sehen. Durch den Schleier des Nichtswissens würde im Urzustand ein Welt geschaffen werden, in der es die beste Situation für die gäbe, die am meisten Pech bei der Geburt hatten. Dies würden geschehen, da man selber mit dem Schleier des Nichtwissens nicht weiß, ob man vielleicht die eine Person ist, die am meisten Pech hatte.
Wenn man jetzt, ausgehend davon, über die gerechter und fairer Verteilung von Positionen, Gütern und Chancen, nachdenkt, dann sollten nach John Rawls dabei zwei Gerechtigkeitsprinzipe gelten:
Erstens die Vorrangregel welche besagt, dass jede Person den gleichen Anspruch auf ein System gleicher größtmöglicher Freiheit hat, in dem faire Chancengleichheit gewährleistet ist.

Abgesehen davon stellt er sich die Fragen: welche Ungleichheiten gerecht sind und was diese gerecht macht?
Dafür hat der das Differenzprinzip formuliert welches nicht Gleichheit sondern Fairness schaffen soll, ganz nach seinem Motto: Gerechtigkeit als Fairness. In diesem sagt er, dass Soziale und ökonomische Unterschiede für alle von Vorteil sein müssen und das solche sozialen und ökonomische Ungleichheiten mit Postionen verbunden sein müssen, die allen offenstehen.
Wenn jetzt z.B. eine Person eine Milliarden Euro geerbt hat und dieses dann investiert, um die Welt zu verbessern und so z.B. viele Arbeitsplätze schafft, oder in Technologien investiert, die das Leben aller verbessert oder z.B. Stipendien anbieten, ist das ein Beispiel für eine Ungleichheit die existiert, aber von Vorteil für alle ist. Er sagt also, dass wir Ungleichheit in unserer Gesellschaft so gut es geht abschaffen sollten, bis zu dem Punkt, an dem die Entfernung weiterer Ungleichheit, Nachteile bei den Schlechtergestellten in einer Gesellschaft als Folge hätte.

Es ist wichtig zu ergänzen, dass das erste Prinzip Vorrang vor dem zweiten hat, so sagt Rawls: “Jeder Mensch besitzt eine aus der Gerechtigkeit entspringende Unverletzlichkeit, die auch im Namen der ganzen Gesellschaft nicht aufgehoben werden kann.”
Die Menschen sind also gleich im Sinne von Gleichberechtigt.

Um den Urzustand noch einmal zu verdeutlichen, hier ein Beispiel:
Stell dir vor, du musst einen Kuchen schneiden und du darfst ihn so schneiden, wie du willst. Der Haken ist aber, dass du nicht wissen wirst welches dein Stück ist, bis du den Kuchen geschnitten hast. Eine Sache ist sicher: du wirst den Kuchen so schneiten, dass du auch mit dem kleinsten Stück zufrieden sein könntest. Man könnte jetzt fragen, warum die logische Lösung nicht währe wie im Sozialismus, den Kuchen in gleich große Stücke zu schneiden. Rawls sagt dazu, dass der Sozialismus Gleichheit auf die Kosten von allen anstrebt. Wir wären so zwar alle gleich, aber wir wären alle mit einem tieferen Lebensstandard gleich, als der, der mit einem neustrukturierten Kapitalismus-System mögliche wäre.

Kritik an Rawls Theorie übt z.B.Michael Walzer, dieser sagt, dass es keine einzige richtige Verteilungsregel für alle Güter geben kann, sondern, dass es verschiedene autonome Verteilungssphären mit jeweiliger Verteilungsregeln geben soll.
Amartya Sen kritisiert den Urzustand und somit den Schleier des Nichtswisserns, er argumentiert damit, das durch das Nichtwissen nicht alle Faktoren berücksichtigt werden können.
Ebenso kritisiert auch Martha Nussbaum eine Theorie. Sie sagt, dass es problematisch ist dass Rawls alle Personen im Urzustand als rationale Erwachsene darstellen. Dadurch, dass er Bürger mit atypischen Beeinträchtigungen ausschließt, werden diese erst bedacht, wenn die Grundstruktur der Gesellschaft bereits festgelegt ist. Sie kritisiert also, dass die ursprüngliche Gruppe der Verhandelnden auf jene beschränkt ist, die über “normale” Fähigkeiten verfügen.