Hallo ihr alle
Den ersten Satz der SIebten von Schostakowitsch haben wir bei mir im Unterriht ziemlich ausführlich besprochen und auch verschiedene Interpretationsansätze besprochen. Beim 4. Satz siehts da leider etwas dünner aus.. Hattet ihr da zufällig irgendwelche Interpretationsansätze - außer, dass der Satz den Sieg darstellen soll?
Und kann mir zufällig jemand erklären, was es mit dem Triolensignal auf sich hat, welcheFunktion es bspw. für den 4. Satz hat?
Danke schon mal im Vorraus und viel Erfolg bei den Abiklausuren!
Den ersten Satz der SIebten von Schostakowitsch haben wir bei mir im Unterriht ziemlich ausführlich besprochen und auch verschiedene Interpretationsansätze besprochen. Beim 4. Satz siehts da leider etwas dünner aus.. Hattet ihr da zufällig irgendwelche Interpretationsansätze - außer, dass der Satz den Sieg darstellen soll?
Und kann mir zufällig jemand erklären, was es mit dem Triolensignal auf sich hat, welcheFunktion es bspw. für den 4. Satz hat?
Danke schon mal im Vorraus und viel Erfolg bei den Abiklausuren!
p***6
ehm. Abiunity Nutzer
24.04.2016 um 22:41 Uhr
Hallo
Hier ist ein ganz guter Artikel über die Sinfonie (falls ihr den noch nicht im Unterricht gelesen habt: unbedingt durchlesen, ist mega hilfreich)
https://www.wsws.org/de/articles/2012/08/scho-a25.html
zum vierten Satz: "Im Finalsatz, der Zuversicht in den Sieg der Roten Armee vermitteln sollte, gibt es tatsächlich eine Art Siegesmarsch. Aber er ist stark verfremdet und gleitet von hellen Dur-Tonlagen plötzlich in düstere Moll-Tonlagen ab, um klagenden Zwischentönen Platz zu machen, die den Jubel in Frage stellen. Auch das Einsetzen des vollen Orchesters am Ende klingt eher gequält. Die Trauer schwingt mit. Das Schicksal der Sowjetunion wird nicht allein durch den Sieg der Roten Armee entschieden.
Die Rote Armee hat Hitler nur aufgrund der Kampfbereitschaft der sowjetischen Arbeiterklasse und trotz Stalins besiegt. Eine Zersetzung des Stalin-Regimes durch die Katastrophe des Kriegs und eine Erneuerung des Arbeiterstaats, wie nicht nur Schostakowitsch gehofft hatte, traten jedoch nicht ein.
Nach dem Krieg nutzte Stalin den Sieg, um seinen Unterdrückungsapparat zu festigen. Erneut ging er gegen Künstler wie Schostakowitsch vor, der 1948 bei der Konferenz des Komponistenverbands als Formalist verurteilt und mit Aufführungsverbot vieler seiner Werke belegt wurde."
Wir haben das Triolensignal so aufgefasst, dass Stalin quasi immer an die "Tür" klopft, ähnlich wie in der Schicksalssinfonie das Schicksal an die Tür klopft (Motiv ist vom Rhythmus her auch ähnlich). Außerdem ist es mit dem typischen Militärsignal zu vergleichen und kann daher auch als Warnung angesehen werden, dass der Feind (Stalin und sein Militär oder Hitler, je nachdem wie man es interpretiert) sich nähert. Andererseits bringt es immer wieder Struktur in das Chaos und könnte wiederum auch als Rettung (durch das Militär) verstanden werden, je nachdem wo es auftaucht und wie es intoniert wird.
Also du siehst, da kommt es immer drauf, an welcher Stelle das Triolensignal zu finden ist und von welchem Militär man spricht.
Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen und viel Erfolg am Mittwoch!
Hier ist ein ganz guter Artikel über die Sinfonie (falls ihr den noch nicht im Unterricht gelesen habt: unbedingt durchlesen, ist mega hilfreich)
https://www.wsws.org/de/articles/2012/08/scho-a25.html
zum vierten Satz: "Im Finalsatz, der Zuversicht in den Sieg der Roten Armee vermitteln sollte, gibt es tatsächlich eine Art Siegesmarsch. Aber er ist stark verfremdet und gleitet von hellen Dur-Tonlagen plötzlich in düstere Moll-Tonlagen ab, um klagenden Zwischentönen Platz zu machen, die den Jubel in Frage stellen. Auch das Einsetzen des vollen Orchesters am Ende klingt eher gequält. Die Trauer schwingt mit. Das Schicksal der Sowjetunion wird nicht allein durch den Sieg der Roten Armee entschieden.
Die Rote Armee hat Hitler nur aufgrund der Kampfbereitschaft der sowjetischen Arbeiterklasse und trotz Stalins besiegt. Eine Zersetzung des Stalin-Regimes durch die Katastrophe des Kriegs und eine Erneuerung des Arbeiterstaats, wie nicht nur Schostakowitsch gehofft hatte, traten jedoch nicht ein.
Nach dem Krieg nutzte Stalin den Sieg, um seinen Unterdrückungsapparat zu festigen. Erneut ging er gegen Künstler wie Schostakowitsch vor, der 1948 bei der Konferenz des Komponistenverbands als Formalist verurteilt und mit Aufführungsverbot vieler seiner Werke belegt wurde."
Wir haben das Triolensignal so aufgefasst, dass Stalin quasi immer an die "Tür" klopft, ähnlich wie in der Schicksalssinfonie das Schicksal an die Tür klopft (Motiv ist vom Rhythmus her auch ähnlich). Außerdem ist es mit dem typischen Militärsignal zu vergleichen und kann daher auch als Warnung angesehen werden, dass der Feind (Stalin und sein Militär oder Hitler, je nachdem wie man es interpretiert) sich nähert. Andererseits bringt es immer wieder Struktur in das Chaos und könnte wiederum auch als Rettung (durch das Militär) verstanden werden, je nachdem wo es auftaucht und wie es intoniert wird.
Also du siehst, da kommt es immer drauf, an welcher Stelle das Triolensignal zu finden ist und von welchem Militär man spricht.
Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen und viel Erfolg am Mittwoch!
hallo raspberry,
ich hab leider kaum etwas zum ersten satz von schostakowitsch, könntest du mir vllt das wichtigste davon geben? wäre total lieb :-)
ich hab leider kaum etwas zum ersten satz von schostakowitsch, könntest du mir vllt das wichtigste davon geben? wäre total lieb :-)
Guten Abend
Vielen Dank für die hilfreiche Erklärung, piano1896!!
@Lisaqma: Zum ersten Satz haben wir hauptsächlich interpretatorische Dinge besprochen. So kann die Exposition beispielsweise als "Frieden vorm Krieg" gedeutet werden. Diese Harmonie kann auch daran erkannt werden, dass in der Exposition noch alle Regeln der SHF eingehalten werden (2. Thema in der Dominanten und so). Mit dem Beginn der Durchführung verflüchtigt sich diese Harmonie. Diese wird nämlich durch die "Invasionsepisode" ersetzt, die (nach unserer Deutung) das Einfallen der faschistischen Truppen in Leningrad darstellen soll. Ein triviales Thema, das immer größerer Lautstärke und Intensität wiederholt wird, symbolisiert das unerbitterliche Vorrücken. In der Reprise tauchen die Themen der Exposition dann in veränderter Gestalt wieder auf, was die Veränderung/das Zerbrechen der Leningrader Bevölkerung durch den Einfall des deutschen Heers zeigt. Auch hier sind wieder Abweichungen von der SHF zu erkennen.
Das war jetzt wirklich sehr grob und oberflächlich zusammengefast aber ich hoffe, ich konnte dir trotzdem weiterhelfen.
Viel Erfolg allen, die morgen ebenfalls Musik Abi schreiben!
Vielen Dank für die hilfreiche Erklärung, piano1896!!
@Lisaqma: Zum ersten Satz haben wir hauptsächlich interpretatorische Dinge besprochen. So kann die Exposition beispielsweise als "Frieden vorm Krieg" gedeutet werden. Diese Harmonie kann auch daran erkannt werden, dass in der Exposition noch alle Regeln der SHF eingehalten werden (2. Thema in der Dominanten und so). Mit dem Beginn der Durchführung verflüchtigt sich diese Harmonie. Diese wird nämlich durch die "Invasionsepisode" ersetzt, die (nach unserer Deutung) das Einfallen der faschistischen Truppen in Leningrad darstellen soll. Ein triviales Thema, das immer größerer Lautstärke und Intensität wiederholt wird, symbolisiert das unerbitterliche Vorrücken. In der Reprise tauchen die Themen der Exposition dann in veränderter Gestalt wieder auf, was die Veränderung/das Zerbrechen der Leningrader Bevölkerung durch den Einfall des deutschen Heers zeigt. Auch hier sind wieder Abweichungen von der SHF zu erkennen.
Das war jetzt wirklich sehr grob und oberflächlich zusammengefast aber ich hoffe, ich konnte dir trotzdem weiterhelfen.
Viel Erfolg allen, die morgen ebenfalls Musik Abi schreiben!