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mlss
Schüler | Nordrhein-Westfalen
02.04.2016 um 02:02 Uhr
Ich habe bisschen im Forum gesucht, aber vieles war entweder zu ausführlich oder zu oberflächlich, welche Zusammenfassung könnt ihr empfehlen?
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#328586
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Hidaso
Schüler | Nordrhein-Westfalen
02.04.2016 um 12:23 Uhr
Ich suche momentan auch nach einer guten Zusammenfassung, da mir immer noch nicht so ganz klar ist, was Besonnenheit ist bzw. wie der Mensch Besonnenheit erlangt hat. Mittlerweile bin ich mir aber reeeeelativ sicher, dass das ganze wie folgt aussieht...

Bisher habe ich das ganze so verstanden:

Jedes Lebewesen hat eine Natursprache/Sprache der Empfindung. D.h. Emotionen werden mit primitiven Lauten unbewusst der Welt mitgeteilt. Sozusagen befielt die Natur schon von Anfang an, dass jedes Lebewesen seine Gefühle laut äußern soll, dass die Lebewesen es von anfang an gewohnt sind, sich mitzuteilen.

Bei Tieren gibt es Triebe und Instinkte, die diese Natursprache entweder gar nicht beeinflussen, eher ergänzen oder eher verstärken. Die Instinktsprache unterliegt also der Triebe und Instinkte der Tiere, unterscheidet sich aber kaum von der Natursprache.

Bei den Menschen ist es anders. Sie haben keine Triebe und Instinkte und demnach auch keine Instinktsprache. Einerseits ist das positiv, da sozusagen ihr Mitteilungsvermögen damit nicht "eingeschränkt" ist, aber andererseits ist das auch unpraktisch, da der Mensch nun selbst herausfinden muss, welche Mitteilungen wichtig und welche unwichtig sind (Was ja eigentlich die Instinkte übernehmen). Der Mensch hat eine künstliche Sprache, die die Natursprache mehr verdrängt, als sie zu verstärken.

Menschen müssen daher immer über ihr Handeln und ihre Sprache nachdenken. Man nennt dieses "Nachdenken" auch Reflexion. Herder benutzt an dieser Stelle den Begriff Besonnenheit. Also im Prinzip ist das Vermögen des Nachdenkens in Herders Augen die Besonnenheit des Menschen. (So habe ich es halt verstanden)

Warum der Mensch keine Triebe und Instinkte hat, aber Tiere schon, erklärt Herder mit den sogenannten Sphären. Nach meinem Verständnis ist eine Sphäre nichts anderes, als der "Interaktionsraum" eines Lebewesens. Tiere, wie etwa eine Spinne, haben eine sehr kleine Sphäre, also einen sehr kleinen Interaktionsraum - d.h. sie haben nur wenige bis gar keine Objekte/Wesen, mit denen sie interagieren müssen. (Theorethisch ja nur das Netz und die Beute... glaube ich großes Grinsen) Der Mensch dagegen hat eine sehr große Sphäre, d.h. einen sehr umfangreichen Interaktionsraum (Andere Menschen mit vor allem auch anderen Kulturen, so gut wie alle Tiere, sowohl wilde als auch zahme,...).

Wenn ein Lebewesen also eine kleine Sphäre hat, dann ist es kaum auf Sprache angewiesen. I.d.R. braucht es nicht einmal alle Sinne, um klarzukommen, weswegen sie oft nur einen sehr stark ausgebildet haben. Es gibt wenige Bereiche, die koordiniert werden müssen und deswegen haben Tiere mit kleinen Sphären auch sehr starke Instinkte und Triebe, die ihre Instinktsprache bilden.

Beim Menschen ist es genau andersherum. Er lebt in einer großen Sphäre und ist daher vollkommen auf seine Sprache angewiesen. Seine Sinne sind alle vorhanden, da er in verschiedenen Situationen auf verschiedene Sinne angewiesen ist. Dennoch hebt Herder besonders den Hörsinn hervor und bezeichnet ihn als Tor zur Seele (wahrscheinlich, weil man Sprache i.d.R. mit den Ohren wahrnimmt?) Hier gibt es viele Bereiche, die koordiniert werden müssen und es gibt eigentlich keine Instinkte, die dem Menschen das Denken abnehmen können. Da der Mensch jedoch ein besonnenes Wesen ist, hat er die Möglichkeit, das Fehlen von Trieben und Instinkten mit der künstlichen Sprache auszugleichen.

Nochmal eine Kurzfassung:

Tier
Natursprache = Sprache der Empfindung
kleine Sphäre (= kleiner Interaktionsraum)
-> Instinktsprache

Mensch
(Natursprache = ")
große Sphäre (= großer Interaktionsraum)
-> keine Instinktsprache
besonnenes Wesen
-> künstliche Sprache



Wenn jemand etwas zu ergänzen oder zu korrigieren hat, würde ich mich freuen, wenn ihr es sofort sagt, damit wir hier nichts falsches lernen !! O:
Zuletzt bearbeitet von Hidaso am 02.04.2016 um 12:24 Uhr
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#328602
 
pascal_lanetzki
Schüler | Nordrhein-Westfalen
04.04.2016 um 19:20 Uhr
guter Beitrag !
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#329504
 
sternchen21000
Schüler | Nordrhein-Westfalen
04.04.2016 um 19:42 Uhr
Ich habe das für eine Praesentation in meinem LK so zusammengefasst:

Herders Theorie als Antwortschreiben auf die Preisfragen der Berliner Akademie der Wissenschaften 1769. Der geforderte Essay sollte folgende Fragen beantworten:
Haben die Menschen sich selbst Sprache erfinden koennen?
Auf welchem Wege haben die Menschen sich selbst Sprache erfinden können und müssen?

Herders Theorie ist also vor dem Hintergrund der Aufklaerung, Saekularisierung und Wissenschaftsorientierung zu sehen. Der Mensch der Aufklaerung war ein Genie und gottesaehnlich, wie es bereits bei der steuernden Fragestellung deutlich wird.

Die Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1772)

Die „Sprache“ der Empfindungen:
Diese „Sprache“ drueckt koerperliche Empfindungen durch tierische Laute und Toene aus, ist allerdings nicht steuerbar oder kontrollierbar. Sie ist die Art der „Sprache“, die Tier und Mensch verbindet.

Die Sphaere der Tiere und der Menschen:
Tiere haben eine bedeutend kleinere Sphaere, d.h. Wirkungskreis, als die Menschen. Innerhalb ihres Kreises werden sie durch Instinkte geleitet und bedürfen keines Denkens, folglich keiner Sprache. Der Mensch hingegen lebt in der „Sphaere des Unendlichen“ und braucht aufgrund seiner Notlage als Maengelwesen (= unangepasstes, instinktloses Wesen) Vernunft und Denkfaehigkeit, um in der großen Sphaere zu überleben und mit den vielen unterschiedlichen Reizen umgehen zu koennen.

Besonnenheit als menschliches Charakteristikum:
Definition: Besonnenheit ist eine nur dem Menschen angeborene Faehigkeit, sein Handeln zu reflektieren, die Faehigkeit des Verstehens und des angemessenen Handelns = Reflektionsvermoegen des Menschen.
Diese Besonnenheit ermoeglicht eine bewusste Merkmalsabsonderung aus dem „Ozean der Empfindungen“, d.h. die innere Merkwortbildung und eine anschließende Nutzung dieses isolierten Merkmals als Zeichen.

So entsteht durch innere Merkwortbildung eine kontextungebundene, symbolhafte Sprache (( spezifisch menschliche Sprache).

LG und viel Erfolg morgen!
Zuletzt bearbeitet von sternchen21000 am 04.04.2016 um 20:42 Uhr
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#329518
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