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Tabbi96
Schüler | Niedersachsen
28.05.2014 um 13:21 Uhr
Hallöchen!

Kann mir jemand nochmal die Grundzüge der beiden Wirtschaftspolitiken erklären und dann nochmal die Unterschiede?
Ich finde in meinen Unterlagen keine vernünftige Erklärung...

Danke schon mal smile
0
#288701
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blaaax3
Schüler | Niedersachsen
28.05.2014 um 22:25 Uhr
Die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik stammt von John Maynard Keynes. Sie geht von der Grundüberzeugung aus, dass Nachfrage geschaffen werden muss, um die Wirtschaft anzukurbeln.
In Zeiten der Rezession muss also die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigen, da dadurch eine Kettenreaktion entsteht und noch mehr Nachfrage erzeugt wird (der sogenannte Multiplikatoreffekt): mehr Nachfrage = mehr Produktion = mehr Arbeit = mehr Konsum, womit man wieder am Anfang der Kette steht.
Dies kann etwa erreicht werden, wenn die Unternehmen investieren. Tun sie dies nicht, kann aber auch der Staat Maßnahmen ergreifen, um die Nachfrage zu stärken, indem er beispielsweise in die Infrastruktur investiert oder Anreize für einen höheren Konsum schafft (Bsp.: Abwrackprämie). Ein zentrales Element dieser Theorie ist somit die antizyklische Fiskalpolitik, die den Konjunkturschwankungen entgegensteuern soll. Das heißt, dass in der Krise/Depression bspw. die Steuern gesenkt werden, um Nachfrage zu schaffen, während sie im Boom erhöht werden, um die Nachfrage einzudämmen.

Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik von Milton Friedman hingegen basiert auf dem Monetarismus. Dies bedeutet, dass Geld die zentrale Steuerungsgröße ist. Außerdem wird davon ausgegangen, dass wirtschaftliche Rezessionen ihren Ursprung in einer Störung der Angebotsseite haben. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, müssen also Anreize für die Unternehmen geschaffen werden, damit sie wieder investieren. Dafür kann z.B. die Geldmenge durch die Zentralbank ausgeweitet werden (aber Achtung: Inflationsgefahr) oder aber die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen müssen für die Unternehmen attraktiver gestaltet werden, indem beispielsweise der Kündigungsschutz gelockert und so die Flexibilität erhöht wird. Investitionen vonseiten der Unternehmen sollen nämlich wieder neue Arbeitsplätze schaffen. Der Staat soll also vor allem Investitionen fördern und die Geldmengenpolitik soll an das Wirtschaftswachstum angepasst werden.
Traditionelle Elemente der angebotsorientierten Politik sind die Wettbewerbspolitik (z.B. Deregulierung, keine Kartelle), Lohnpolitik (z.B. Flexibilisierung des Arbeitsmarktes), Geldpolitik und auch Fiskalpolitik (z.B. niedrige Steuerbelastung für die Unternehmen). Neuere Elemente sind Bildungspolitik, Umweltpolitik, Forschungspolitik sowie Sozialpolitik. (allerdings werden in sozialer Hinsicht bzw. bei diesen neueren Elementen eher Einschränkungen vorgenommen, da die Angebotsseite profitieren soll)

Beide Theorien haben dabei ihre Vor- und Nachteile. Ein Kritikpunkt an der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik wäre z.B., dass sich der Staat durch die sogenannte Defizitfinanzierung stark verschulden kann und es schwer ist, den Wirtschaftsverlauf zu prognostizieren, um darauf mit antizyklischen Maßnahmen zu reagieren.
Ein Kritikpunkt an de angebotsorientierten Theorie wäre hingegen die Inflationsgefahr durch die Ausweitung der Geldmenge sowie die Tatsache, dass sozial Benachteiligte nicht geschützt werden (z.B. gibt es keinen Mutterschutz).
Zuletzt bearbeitet von blaaax3 am 28.05.2014 um 22:27 Uhr
15
#288780
 
Tabbi96
Schüler | Niedersachsen
29.05.2014 um 17:55 Uhr
Zitat:
Original von blaaax3
Die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik stammt von John Maynard Keynes. Sie geht von der Grundüberzeugung aus, dass Nachfrage geschaffen werden muss, um die Wirtschaft anzukurbeln.
In Zeiten der Rezession muss also die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigen, da dadurch eine Kettenreaktion entsteht und noch mehr Nachfrage erzeugt wird (der sogenannte Multiplikatoreffekt): mehr Nachfrage = mehr Produktion = mehr Arbeit = mehr Konsum, womit man wieder am Anfang der Kette steht.
Dies kann etwa erreicht werden, wenn die Unternehmen investieren. Tun sie dies nicht, kann aber auch der Staat Maßnahmen ergreifen, um die Nachfrage zu stärken, indem er beispielsweise in die Infrastruktur investiert oder Anreize für einen höheren Konsum schafft (Bsp.: Abwrackprämie). Ein zentrales Element dieser Theorie ist somit die antizyklische Fiskalpolitik, die den Konjunkturschwankungen entgegensteuern soll. Das heißt, dass in der Krise/Depression bspw. die Steuern gesenkt werden, um Nachfrage zu schaffen, während sie im Boom erhöht werden, um die Nachfrage einzudämmen.

Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik von Milton Friedman hingegen basiert auf dem Monetarismus. Dies bedeutet, dass Geld die zentrale Steuerungsgröße ist. Außerdem wird davon ausgegangen, dass wirtschaftliche Rezessionen ihren Ursprung in einer Störung der Angebotsseite haben. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, müssen also Anreize für die Unternehmen geschaffen werden, damit sie wieder investieren. Dafür kann z.B. die Geldmenge durch die Zentralbank ausgeweitet werden (aber Achtung: Inflationsgefahr) oder aber die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen müssen für die Unternehmen attraktiver gestaltet werden, indem beispielsweise der Kündigungsschutz gelockert und so die Flexibilität erhöht wird. Investitionen vonseiten der Unternehmen sollen nämlich wieder neue Arbeitsplätze schaffen. Der Staat soll also vor allem Investitionen fördern und die Geldmengenpolitik soll an das Wirtschaftswachstum angepasst werden.
Traditionelle Elemente der angebotsorientierten Politik sind die Wettbewerbspolitik (z.B. Deregulierung, keine Kartelle), Lohnpolitik (z.B. Flexibilisierung des Arbeitsmarktes), Geldpolitik und auch Fiskalpolitik (z.B. niedrige Steuerbelastung für die Unternehmen). Neuere Elemente sind Bildungspolitik, Umweltpolitik, Forschungspolitik sowie Sozialpolitik. (allerdings werden in sozialer Hinsicht bzw. bei diesen neueren Elementen eher Einschränkungen vorgenommen, da die Angebotsseite profitieren soll)

Beide Theorien haben dabei ihre Vor- und Nachteile. Ein Kritikpunkt an der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik wäre z.B., dass sich der Staat durch die sogenannte Defizitfinanzierung stark verschulden kann und es schwer ist, den Wirtschaftsverlauf zu prognostizieren, um darauf mit antizyklischen Maßnahmen zu reagieren.
Ein Kritikpunkt an de angebotsorientierten Theorie wäre hingegen die Inflationsgefahr durch die Ausweitung der Geldmenge sowie die Tatsache, dass sozial Benachteiligte nicht geschützt werden (z.B. gibt es keinen Mutterschutz).



Vielen Dank! Das hilft mir wirklich sehr! großes Grinsen
Aber kann man denn dann sagen, dass es in Deutschland gemischt ist? So wie ich das jetzt verstanden habe, kann man vom Staat ja beides mal beobachten...
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#288872
 
blaaax3
Schüler | Niedersachsen
29.05.2014 um 23:00 Uhr
Zitat:
Original von Tabbi96
Vielen Dank! Das hilft mir wirklich sehr! großes Grinsen
Aber kann man denn dann sagen, dass es in Deutschland gemischt ist? So wie ich das jetzt verstanden habe, kann man vom Staat ja beides mal beobachten...


Ganz genau, in Deutschland werden beide Theorien miteinander vermischt. Das Konjunkturpaket II aus dem Jahr 2009 enthält beispielsweise auch sowohl angebotsorientierte Maßnahmen (wie die Erstattung von 50% des Arbeitgeberanteils zur Sozialversicherung bei Kurzarbeit) als auch nachfrageorientierte Elemente (wie die Abwrackprämie oder die Senkung der Einkommenssteuer). smile
Freut mich, dass ich helfen konnte. smile
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#288907
 
sara_0209_
Schüler | Hessen
31.03.2020 um 13:18 Uhr
Hallo!
Kann mir jemand helfen die Maßnahmen des 2. Konjunkturpakets der Nachfrage- und angebotsorientierten Wirtschaftspolitik zuzuordnen?
Vielen Dank schon mal im Vorraus großes Grinsen
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#395298
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BBCodes