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Mieke
Schüler | Niedersachsen
14.03.2008 um 13:50 Uhr
Hab ein paar rezensionen zu schalf in den uhren von tellkamp gefunden. is vll ein guter denkanstoß

1.
Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wie man eigentlich ein wahres Meisterwerk der Literatur zustande bringt? Dies soll ein Leitfaden dazu sein, der Uwe Tellkamps "Der Schlaf in den Uhren" als Referenz verwendet. Denn welches Werk könnte dazu geeigneter sein als eines, das mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde?

Da die Jury, welche diesen Preis vergibt, auch gleich das Rezept für so etwas liefert, sollte das ganze ja ein Kinderspiel werden. Ein "ekstatischer Text" soll es sein, der "Mut zum Adjektiv" beweist und "mit einer überwältigenden Fülle gestaltet" ist.

Will man das erreichen, sollte man sich zuerst Mühe bei der Wahl des Themas und der Handlung geben. Diese sollten möglichst interessant sein, um den Leser bei der Stange zu halten. Da ist eine Straßenbahnfahrt natürlich das Nonplusultra. Um dem noch eine Prise Originalität zu verleihen, lässt man den Passagier in Erinnerungen an etwas schwelgen, was so noch nie in der Literatur verarbeitet wurde: Ereignisse der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert.

Um das noch ansprechend zu verpacken, bedient man sich am besten, so wie die Jury es will, des vollen Spektrums an Adjektiven nach dem Motto doppelt hält besser. Da nur ein permanent geforderter Leser ein guter Leser ist, stellt man ihn durch Verschlüsselung des Textes mit Metaphern auf die Probe. Sparen Sie sich auch die Tinte für Punkte! Die sind sowieso nur dem Lesefluss abträglich. Sind Sie der Meinung, dass man anschließend den Text durch mehrmaliges Lesen dennoch verstehen könnte, verbinden Sie die Handlungsstränge und Zeitebenen auf möglichst komplizierte Weise miteinander.

Sollte dafür die nötige Kunstfertigkeit fehlen, entleiht man die Technik einfach bei einem anderen Schriftsteller, etwa aus Alfred Döblins "Berlin Alexanderplatz".

Hält man sich an diesen Leitfaden, erhält man einen Text, der die Herzen der Jurymitglieder im Sturm erobert. Wenn die Reaktionen de Literaturkritik allerdings dermaßen konträr zu diesem Meinungsbild ausfallen wie die von Sabine Vogel in der Berliner Zeitung, die Uwe Tellkamps Werk als "Rosenkavalier-Schwulst" bezeichnet, oder jene im Tagesspiegel von Marius Meller, der sich die Preisvergabe einzig durch die "10000 Watt", mit denen "Der Schlaf in den Uhren" vorgetragen wurde, erklären kann, sollte sich jene Jury ernsthaft Gedanken darüber machen, ob ihre Kriterien denn wirklich angebracht sind.



2. Nicht alle schreibenden Ärzte werden zum Döblin!
Man steigt in eine Straßenbahn, fährt planlos durch endlos lange, dunkle Satztunnel und als man endlich aussteigt geht einem immer noch kein Licht auf, worum es in Tellkamps Romanauszug Schlaf in den Uhren" überhaupt geht.

Tellkamp wurde in den höchsten Tönen gelobt als er 2004 den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann, viel höher hätten die Töne wirklich nicht mehr sein können. Die Juroren lobten den Auszug als ganz große Klasse" und vor allem als sehr musikalisch", und doch scheint es den meisten Lesern, als hätte die Jury bei der Bewertung des Textes einige Oktaven zu hoch gegriffen.

Fakt ist: Der knapp dreißig Seiten umfassende Auszug besteht aus maximal fünf Sätzen, was eine Suche nach Satzenden nahezu überflüssig macht, der Leser fragt sich häufig, ob der ehem. Arzt nicht doch ein wenig zu oft an der Punkt-Taste vorbei in Leere gehauen hat.
Ebenso für das Verständnis des Textes unvorteilhaft: Tellkamp springt zwischen Zeitebenen hin und her. Befand sich der Leser eben noch am Krankenbett der Schwester des Erzählers, schätzungsweise in der Endphase der DDR, so rast er im nächsten Augenblick in der Kindheit des Erzählers umher um sich nach einer langen Fahrt (und zahlreichen Zwischenstationen in der Gegenwart des Erzählers) in den Kriegsjahren des ersten Weltkrieges wiederzufinden. Wie auch immer der Leser dorthin gekommen ist, er weiß es nicht.
So man hier noch nicht genug von Tellkamp hat, dann spätestens wenn man einmal den Faden, den man zuvor mühselig gesucht und mehr oder (eher) weniger auch gefunden hat, verliert, denn dann kann man gewissermaßen das Lesen noch einmal von vorne anfangen.

Tellkamps Döblin-Imitation zieht sich durch seine gesamte Schriftstellerkarriere, für die er sogar seinen Beruf aufgab, angefangen bei seinem Debüt-Roman Der Hecht, die Träume und des Portugiesische Café", der nicht einmal eine zweite Auflage bekam, bis hin zu seinem neuen Roman Der Eisvogel", der ebenso als schwer verdaulich" eingestuft wird wie allgemein auch Schlaf in den Uhren"
Was bei Döblin gelingt wird bei Tellkamp als endlose Litanei" bezeichnet, woraufhin man wohl durchaus sagen kann, dass der Versuch Döblin zu imitieren wohl auch beim Versuch geblieben ist.

Tellkamp scheint aber dennoch einige Fans zu haben und dies ausgerechnet im niedersächsischen Kultusministerium. Obwohl wahrscheinlich jeder Abiturient, der einen solchen Text abliefern würde, wegen Unverständlichkeit ein glattes Ungenügend" erhalten würde, hat Tellkamp es geschafft 2008 im Niedersachsen Abiturthema zu werden.

Zusammenfassend kann man sagen: Tellkamp hätte womöglich mehr Leute glücklich gemacht, wenn er bei seinem Arztberuf geblieben wäre.
Wer jedoch Spaß daran hat sich durch Romane im wahrsten Sinne des Wortes zu kämpfen, auch wenn Schlaf in den Uhren" noch keiner ist, dem ist dieser Auszug zu empfehlen, wer jedoch nach Lesevergnügen sucht, der sucht bei Tellkamp umsonst.



3.
Die Frage, weshalb ein einfacher Münchener Arzt, geboren 1968 in Dresden, seinen Job aufgibt, um biologische Studien zu Farnen durchzuführen und um dann auch noch nebenbei auf den ersten Blick unverständliche Romanauszüge zu schreiben, beschäftigt mich schon seit langem. Dabei ist dies längst kein Neuland mehr. Schließlich haben ja auch andere ehemalige Ärzte seltsame Hobbys, die sie zu pflegen wissen. Zugegeben, der Lebenslauf Uwe Tellkamps gleicht wohl einer ähnlichen Achterbahnfahrt, wie die Handlungen in seinen Werken, obwohl sie sich sogar graphisch darstellen lassen und die einzelnen Handlungen erkennbar gemacht werden können, um erst einmal den Sinn zu verstehen.

In dem kurzen Romanauszug tritt ein Erzähler auf, der an dem Krankenbett seiner Schwester sitzt und sich an Geschehnisse in der Vergangenheit zurückerinnert, die teilweise bis in das Jahr 1914 zurückgehen. Über etliche Erinnerungsströme erfährt der Leser abwechselnd über den Erzähler selbst historische Ereignisse und aber auch über diverse Personen, die dem Erzähler nicht unbekannt sind. Verpackt in einer Bahnfahrt werden diese Ströme immer wieder durch Sinneseindrücke des Erzählers umgelenkt auf andere Erinnerungen.

Diese hoch komplexe Art und Weise einen Text zu verfassen zeigt die Genialität des Autors, sie ist jedoch für den normalen Leser unbrauchbar, da nicht immer Zettel und Bleistift zu Hand ist, um die einzelnen Erinnerungsströme verständlich aufschreiben zu können. Des weiteren erleichtern die endlosen Satzverkettungen, auch Hypotaxe genannt, kaum das Leseverständnis, wobei der Autor sogar ganz auf das Punktesetzten verzichtet hat. Dieser Stil spiegelt sich auch in Tellkamps "Der Eisvogel" wieder. Zudem scheint der Autor kaum neue Ideen für seine Romane zu haben, da das Gründgerüst immer das selbige ist. Krankenbett , Erinnerungen anderer, verknüpft durch endlos aneinender gereihte Sätze, die wie schon gesagt, nicht als solche erkennbar sind, da des Autors liebstes Satzzeichen wohl das Kommata ist und nicht der Punkt. Uwe Tellkamp besitzt anscheinend kaum neues inhaltliches Repertoire.

Nach der Frankfurter Rundschau war es die "brillante Vorstellung seines Romanauszuges, die ihm schließlich den Sieg einbrachte. Ist denn der Inhalt nicht wichtig? Es scheint so, denn in dem Jahr 2004 hätte wohl jeder den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen, der halbwegs anständig seinen Text vorgetragen hätte. Nach dem Tagesspiegel benötigt man eben nur eine "eminente literarische Begabung" mit ausreichender literarischer Qualität.
Der Vergleich zu einem anderen Romanautor zeigt, dass sich Uwe Tellkamp keineswegs aus eigenen Gedankengängen heraus das Muster für seinen Roman selber ausgedacht haben kann. Alfred Döblin hatte bereits 1929 in "Berlin Alexanderplatz" auf genau die selbe Art und Weise seinen Roman verfasst. Wer hat hier wohl von wem abgeschrieben? Hätte sich Tellkamp doch nur intensiver an Döblins Manuskript gehalten, dann würde die Leserschaft selbst seine schlafenden Uhren auf Anhieb verstehen... .

Bei Berücksichtigung der zuvor genannten Argumente kommt allerdings die Frage auf, weshalb gerade Uwe Tellkamps Roman "Der Schlaf in den Uhren" vom Niedersächsischen Kultusministerium als verbindliche Lektüre eines Schwerpunktthemas des Abiturs von 2008 aufgenommen wurde.
Noch verwunderlicher ist es, dass von diesem Roman kein käufliches Exemplar existiert, um sich mit der ganzen Handlung vertraut machen zu können. Lediglich ein Auszug des Romans bietet den Lesern die Freude sich mit dem Autor und seiner Art und Weise eine Geschichte zu erzählen, vertraut zu machen.
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Man Muss Nicht Groß Sein Um Groß Zu Sein

Info für einige Unwissende ^^: man kann sich für JEDEN EINZELNEN Beitrag bedanken
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