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huliasac9
Schüler | Nordrhein-Westfalen
14.02.2019 um 16:40 Uhr
Hallo,
wollte fragen ob mir jemand allgemeine Fakten zu Kohlbergs Theorie nennen kann, bzw. die Grundannahmen. Danke im Voraus smile
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#377093
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lominox
Schüler | Nordrhein-Westfalen
  • Abiunity Supporter
22.12.2019 um 15:37 Uhr
STUFENMODELL DER MORALENTWICKLUNG
Lawrence Kohlbergs Stufenmodell teilt die Entwicklung eines moralischen Urteilsvermögen in 3 Ebenen mit jeweils 2 (also insgesamt 6) Stufen ein. die Ebenen heißen Präkonventionell, Konventionell und Postkonventionell. Die Bedeutung lässt sich am Begriff herleiten- eine "Konvention" ist eine Absprache.

Somit sind die ersten beiden präkonventionellen Stufen Kohlbergs, die Orientierung an Strafe und Gehorsam (1) und die instrumentell-relativistische Orientierung (2) "vor" festen gesellschaftlichen Absprachen einzuordnen. Das Individuum handelt allein aufgrund der Positiven/ negativen Konsequenzen für sich selbst.

Stufe 1: Das Individuum fällt Entscheidungen anhand der Strafe oder Sanktion bzw. Lob und Belohnung, die es für das Handeln bekommt.
>Gut ist, was belohnt wird, Schlecht/Böse ist, worauf Strafe folgt.

Stufe 2: Das Individuum erstrebt die Befriedigung eigener und fremder Bedürfnisse, Fairness ist in Grundzügen in Form von Marktbeziehungen (Du kriegst meinen Keks, ich deinen Apfel) zu erkennen, aber nicht auf Empathie zurückzuführen.
>Gut ist, was Bedürfnisse befriedigt.

Die Stufen "Orientierung an Personengebundener Zustimmung" (3) und "Orientierung an Recht und Ordnung" (4) sind konventionell, stellen also Orientierungen an feste gesellschaftliche Absprachen (zBs. Recht und Gesetz) dar. Die Urteilsfällung ist somit auch nicht mehr allein vom Individuum abhängig, sondern bezieht sich auch auf die Gesellschaft, also zum Beispiel den Freundeskreis des Individuums.

Stufe 3: Urteilsfällung anhand des "guter Junge, nettes Mädchen". Modells, d.h. das Individuum erstrebt positive Resonanz für sein Handel. Daher ist in dieser Stufe das handeln meist sehr stark an die allgemeinen gesellschaftlichen Wertvorstellungen und Normsysteme angepasst.
>Gut, was der Mehrheit gefällt, Schlecht/Böse ist, was der Mehrheit missfällt.

Stufe 4: Entscheidung geschieht anhand der gemeingültigen Gesetze, somit stellt das Rech die Basis für das Urteil dar. Das Individuum sieht es als seine Pflicht an, die soziale Ordnung aufrecht zu erhalten.
>Gut ist, rechtlich richtig zu handeln, schlecht ist, das Gesetz zu brechen.

Die höchsten Stufen sind die "legalistische bzw. Sozialvertragsorientierung" und die "Orientierung an allgemeingültigen ethischen Prinzipien". Diese gehen über die gesellschaftlichen festgeschriebenen Absprachen (Konventionen) hinaus, sind also postkonventionell.

Stufe 5: Entscheidungen werden anhand von Sozialverträgen entschieden, d.h. Abstimmungen etc. Dies überschreitet die Orientierung an Konventionen in so fern, dass sich das Individuum der Individualität der Meinungen einzelner Personen bewusst ist, und so auch Gesetze nicht mehr als allgemeingültig, sondern das Recht als durch eigene Meinungen und Werte beeinflussbar gesehen wird. So bekommen Intentionen für ein Handeln mehr Bedeutung als das endgültige Verhalten und die Konsequenzen.
>Gut und Richtig ist, was aus guten Motiven geschieht, Schlecht ist, was durch böse Absichten geschieht.

Stufe 6: Zur Urteilsfällung werden komplexe ethische Prinzipien wie der Kategorischer Imperativ oder der Utilitarismus genutzt, die vom Individuum selbst gewählt werden. So sollen allgemeingültige Werte und Normen wie die menschliche Würde und Gleichheit gewährleistet werden.
>Gut und Richtig ist das Handeln, mit dem ich meinen eigenen Prinzipien und Werten treu bleibe, Schlecht und Böse ist, womit ich diese breche.

Kohlberg hat dieses Stufenmodell in der Dilemma Diskussion mit verschiedenen Individuen entwickelt, in dem er deren Begründungen für ihre Entscheidung evaluierte. Die einzelnen Stufen sind keinem Alter zu zuordnen sondern werden im Laufe des Lebens in einem individuellem Tempo durchlaufen. Hierbei ist wichtig, dass nicht Jeder Mensch die letzte Stufe erreicht, ganz im Gegenteil dazu befinden sich die meisten Menschen auf der 4ten oder 5ten Stufe. Außerdem entwickelt sich die Moral durch die konstruktive Auseinandersetzung des Individuums mit der Umwelt und der Gesellschaft, bedingt durch das Streben des Individuums sich bestmöglich in die Gesellschaft zu integrieren und gut und richtig zu handeln. Während der Entwicklung wird keine Stufe übersprungen und man kann auch nicht auf eine niedrigere Stufe zurückfallen, dafür aber auf dem Niveau jeder bereits erlernten Stufe argumentieren. (D.h. ein Individuum auf Stufe 3 kann auch mit Argumenten der 2ten oder ersten Stufe diskutieren). Deshalb sollte man in einer Klausur bei einer analytischen Zuordnung der Individuen in einem Fallbeispiel stets die Formulierung "argumentiert auf der n-ten Stufe" statt "ist auf der n-ten Stufe" sowie "befindet sich mindestens" nutzen.
Des Weiteren fordern die meisten Lehrer keine genaue Zuordnung zur 5ten oder 6ten Stufe, es reicht vor der dritten Ebene zu sprechen.

Ich hoffe, ich konnte noch helfen smile
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#393722
 
devian
Administrator | Nordrhein-Westfalen
22.12.2019 um 16:34 Uhr
Wow vielen lieben Dank für diesen ausführlichen Beitrag smile
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devian (Julius)
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#393724
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BBCodes