Original von becca_116
Also bei der Jungfrau von Orleans haben wir ja Johannas Schwestern, die ein ganz typisches Frauenbild von damals vermitteln - frühe Heirat und dem Mann "gehorchen" und all sowas. Johanna distanziert sich ja davon durch das Zöllibat, das sie leistet. Durch ihre göttliche Berufung lehnt sie ja auch alles Irdische ab. Als sie dann Lionel begegnet im Kampf und so etwas wie "Liebe auf den ersten Blick" erlebt, könnte man das vielleicht als Schwäche bezeichnen und so deuten, dass sie in dem Moment ein wenig in die Frauenrolle "rutscht". (Meine Interpretation)

Bei der Marquise von O... entspricht die Mutter der Marquise, die Obristin, einer typischen Frauenrolle von damals. Verheiratet und untergeordnet, der Obrist ist der Hausherr und das ist eine Tatsache. Sowohl die Marquise als auch die Obristin allerdings durchlaufen im Laufe der Novelle eine Emanzipation, also eine Loslösung von der typischen Frauenrolle. Die Marquise löst sich von ihrer Familie und zieht sich auf einen Landsitz zurück, die Obristin reist (gegen den Willen des Obristen) zu ihrer Tochter und löst sich somit ebenfalls aus der Rolle der Frau. Natürlich ist auch die Vergewaltigung durch den Grafen von F... wichtig, da sie schließlich einfach toleriert wird und die Marquise ihn sogar am Ende heiratet.

Bei Lenz ist offensichtlich nicht wirklich ein Frauenbild vorhanden, da Lenz und Oberlin die Hauptfiguren sind. Es gibt zwar das "Frauenzimmer", nach dem sich Lenz mehrere Male erkundigt (wir erfahren auch, dass sie Frederike heißt), allerdings gibt es nicht mehr Informationen.

Bei Jenny Treibel ist ja eine Kritik an der Bourgeoisie (wird das so geschrieben) zu sehen. Die typische Frauenrolle erfüllt vermutlich am ehesten Helene, die Schwiegertochter von Jenny Treibel und die Frau von Otto Treibel. Sie ist verheiratet, zieht ihr Kind mit ihrem Mann auf und führt ein typisches Leben. Das Frauenbild in dem Gesellschaftsroman ist generell so, dass die Frau eine treu sorgende Ehefrau und Mutter ist. Im Kleinbürgertum ging es darum, sich einen Mann zu suchen, Kinder zu kriegen und sich um den Haushalt zu kümmern. In der Bourgeoisie war Repräsentation wichtig und dass man den sozialen Status nach außen trägt. Eine Hochzeit geschah zu der Zeit nicht immer aus Liebe, der Mann war das Oberhaupt der Familie und die Frau war an den Mann gebunden. Jenny Treibel identifiziert sich überwiegend mit der Rolle der Frau zu der Zeit, sträubt sich aber auch in Teilen (beispielsweise, als sie den Brief an Hildegard verpasst oder mit Herrn Treibel diskutiert).

Bei dem Prozess von Kafka haben wir als Frauen Leni, Fräulein Bürstner und Elsa. Frauen werden bei Kafka eher objektiviert, schließlich wird Fräulein Bürstner von K. wie von einem wilden Tier überfallen, also eine sehr animalistische Darstellung. Elsa ist in dem Roman eine Prostituierte und Leni ist eine anhängliche Persönlichkeit. Ich würde sagen, dass die Rolle der Frau bei Kafka eher im Hintergrund steht.

Bei Faust haben wir ja als Frau ganz klar Gretchen, die anfangs ein typisches junges Mädchen aus einfachen Verhältnissen darstellt, durch Faust aber zu Schuld verleitet wird und sich schlussendlich an allem selber die Schuld gibt (Tod ihres Bruder Valentin, Tod ihrer Mutter, Tod ihres Kindes). Da sie am Ende von Gott erlöst wird, besitzt sie am Ende vielleicht so etwas wie eine schöne Seele (Klassik). Gretchen kommt aus einfachen Verhältnissen und muss daher den ganzen Tag arbeiten. Sie erzieht ihre kleinen Geschwister und hat somit mit 14 schon eine Mutterrolle inne. Als sie den Schmuck von Faust bekommt, "zwingt" ihre Mutter sie, den Schmuck wegzugeben, da es sich nicht für ein Mädchen aus armen Verhältnissen schickt, so einen Schmuck zu besitzen.

Marga in Halbschatten ist eine Fliegerin, eine der wenigen weiblichen Pilotinnen und stellt somit ein außergewöhnliches Frauenbild dar. Sie distanziert sich davon, eine Ehe einzugehen und Kinder zu bekommen. Dahlem allerdings löst in ihr eine Sehnsucht nach Zuneigung aus und sie würde sogar mit ihm eine Beziehung eingehen wollen. Es kommt aber nicht dazu und somit bleibt Marga eine außergewöhnliche Frauenrolle.

Beim Parfüm.. naja da tauchen zwar viele Frauen auf, aber die werden alle getötet. Somit sind sie für Grenouille nur Mittel zum Zweck, ein Mittel um das perfekte Parfüm herzustellen, das ihn schlussendlich zerstört.

Bei der heiliigen Johanna der Schlachthöfe ist Johanna ja zuerst bei den Schwarzen Strohhüten und begibt sich dann auf die Seite der Arbeiter, auf der sie zugrunde geht. Ein wirkliches Frauenbild hab ich jetzt in dem Drama nicht wirklich gefunden..


Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte und sorry für den langen Text! Natürlich sind diese Frauenbilder nur meine Auffassungen, also keine Ahnung, ob sie "allgemein richtig" sind, aber jaa